von MartinC » 28. Okt 2013, 15:05
Erzengel hat geschrieben:Lou Reed und [...snip...] Mylène Farmer liegen musikalisch auch ziemlich weit auseinander
Das kann man exakt so deutlich unterschreiben, und doch...
Lassen wir die Musik mal für einen Moment außen vor, dann gibt es - indirekt gesponnen - doch einen Zusammenhang. Die Rockmusik war 1964/65 meist sehr melodisch, meist sehr eingängig, aber vor allem und im Großen & Ganzen sehr nett.
Es gab fürchterliche Aufreger (lange Haare, Lautstärke, unsittliche Tänze, Texte über unaussprechliche körperliche Dinge...) und die einen (Beatles) waren der Oma lieber als die anderen (Rolling Stones), aber alles in allem waren sich alle einig, daß Rockmusik auch nix anderes war und nix anderes sollte als den Menschen Freude zu machen und zu unterhalten. Mit den Hippies kam dann noch ein wenig Politik und Weltfrieden ins Spiel (womit sie ja aber "eigentlich" auch irgendwie Recht hatten, und lange Haare waren dann irgendwann auch nicht mehr sooo schlimm, wenn sie gepflegt waren) und das einzig wirklich schlimme Neue daran waren die Drogen (Oh Schreck, Oh Graus, die Welt geht unter, darauf erstmal einen Schnaps).
Velvet Underground waren 1965 ein Schock, wie es vorher keinen gab, und nachher eigentlich auch niemals mehr - auch nicht die (sträflich unterschätzten und gänzlich falsch verstandenen) Sex Pistols.
Lou Reed, John Cale, Sterling Morrison und Maureen Tucker brachten Dinge in die Rockmusik, die es vor ihnen dort nicht gab: Gewalt, Schmerz, Anarchie, bedingungslose Radikalität, die dunkle Seite der menschlichen Seele, seine Abgünde, sein Zorn, das Zerstörerische in ihm. Mit Velvet Underground hörte Rockmusik endgültig auf, "nur" Unterhaltung zu sein, und begann - irreversibel - "auch" Kunst zu werden.
Wenn es Velvet Underground nicht gegeben hätte, dann wären andere eingesprungen. Die Natur duldet kein Vakuum, und die Kunst duldet keine weißen Flecken auf der Landkarte... aber wenn es, in einem fiktiven Multiversum, gar keine Velvet Underground gegeben hätte, dann hätte es in genau dieser Welt auch viele Jahre später niemals "Je te rends ton amour" gegeben (womit wir doch wieder beim Thema sind).
[quote="Erzengel"]Lou Reed und [i][...snip...][/i] Mylène Farmer liegen musikalisch auch ziemlich weit auseinander[/quote]
Das kann man exakt so deutlich unterschreiben, und doch...
Lassen wir die Musik mal für einen Moment außen vor, dann gibt es - indirekt gesponnen - doch einen Zusammenhang. Die Rockmusik war 1964/65 meist sehr melodisch, meist sehr eingängig, aber vor allem und im Großen & Ganzen sehr nett.
Es gab fürchterliche Aufreger (lange Haare, Lautstärke, unsittliche Tänze, Texte über unaussprechliche körperliche Dinge...) und die einen (Beatles) waren der Oma lieber als die anderen (Rolling Stones), aber alles in allem waren sich alle einig, daß Rockmusik auch nix anderes war und nix anderes sollte als den Menschen Freude zu machen und zu unterhalten. Mit den Hippies kam dann noch ein wenig Politik und Weltfrieden ins Spiel (womit sie ja aber "eigentlich" auch irgendwie Recht hatten, und lange Haare waren dann irgendwann auch nicht mehr sooo schlimm, wenn sie gepflegt waren) und das einzig wirklich schlimme Neue daran waren die Drogen (Oh Schreck, Oh Graus, die Welt geht unter, darauf erstmal einen Schnaps).
Velvet Underground waren 1965 ein Schock, wie es vorher keinen gab, und nachher eigentlich auch niemals mehr - auch nicht die (sträflich unterschätzten und gänzlich falsch verstandenen) Sex Pistols.
Lou Reed, John Cale, Sterling Morrison und Maureen Tucker brachten Dinge in die Rockmusik, die es vor ihnen dort nicht gab: Gewalt, Schmerz, Anarchie, bedingungslose Radikalität, die dunkle Seite der menschlichen Seele, seine Abgünde, sein Zorn, das Zerstörerische in ihm. Mit Velvet Underground hörte Rockmusik endgültig auf, "nur" Unterhaltung zu sein, und begann - irreversibel - "auch" Kunst zu werden.
Wenn es Velvet Underground nicht gegeben hätte, dann wären andere eingesprungen. Die Natur duldet kein Vakuum, und die Kunst duldet keine weißen Flecken auf der Landkarte... aber wenn es, in einem fiktiven Multiversum, gar keine Velvet Underground gegeben hätte, dann hätte es in genau dieser Welt auch viele Jahre später niemals "Je te rends ton amour" gegeben (womit wir doch wieder beim Thema sind). ;)