Live Album 2019

Konzertserie im Juni 2019 in der Paris La Defense Arena
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Erzengel
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Ungelesener Beitrag von Erzengel »

Danke für Deine Vorstellung und ausführliche Darstellung :)
Insgesamt kann das Forum auf jeden Fall noch ein paar aktive Mitglieder mehr gebrauchen. Außerhalb von Tourneen oder Veröffentlichungen ist es hier immer sehr ruhig.
13.09.13 Paris * 15.10.13 Straßburg * 15.11.13 Brüssel
11.06.19 Paris * 12.06.19 Paris * 22.06.19 Paris
03.06.23 Lille * 17.06.23 Genf * 22.07.23 Brüssel

27.09.24 Paris * 28.09.24 Paris * 01.10.24 Paris
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MartinC
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Ungelesener Beitrag von MartinC »

Danke für die profunde Analyse... :kniefall:

Mein einziger Einwand, den ich nochmal wiederholen wollte, ist der Teil mit dem "abgekupfert"... ich finde daß sich da die Myriaden an (Dancefloor) KünstlerInnen so gut wie gar nichts tun...

Gefühlt jeder zweite Remix aus dem großen Topf Techno/Disco/Dancefloor beginnt mit einem Drumcomputer, ein paar gesampelten Fetzen und irgendein Midi, der einen Morsecode funkt, und da ist die "Schöpfungshöhe" (wie der Rechtsanwalt es ausdrücken würde) so niedrig, daß selbst der Weltmeister im Limbo-Tanz keine Chance hätte, seinen großen Zeh darunter durch zu bekommen.

Und es klingt auch alles schlichtweg völlig gleich, weil da auch von der (hüstel) Komposition her überhaupt nicht die kombinatorische Mannigfaltigkeit da ist. Irgendwo hab ich mal gelesen, daß absolut *jede* tonale Tonfolge unter 5 Noten *irgendwo* im Gesamtwerk von Bach zu finden ist, und genauso findet man diese Art von Dit-Dit-Dit Gejingle seit 20 Jahren im weltweiten Pool aller Mpff-Mpff-Mpff Platten und der Gesamtheit aller TV-Intros von Sport, Nachrichten und Wettersendungen... :kicher:

Insofern ist es in der Tat dreist geklaut, aber nicht wirklich Madame von Rammstein, sondern Madame *und* Ramstein von allen anderen, und alle anderen seit Jahren von sich selber...

PS: Aber mal was anderes...

Jetzt wo wir einen Tonstudio-Profi hier haben - wie siehst/hörst Du die Keyboards auf dem Live-Album? Für mein Bauchgefühl klingt das, als wären die Synths völlig anders behandelt worden als Vocals/Bass/Gitarre/Drums.

Alles andere klingt für mich als wäre es wie ein sehr sehr sehr gutes Audience-Tape gemischt worden, aber die Keyboards (und auch die Drumcomputer im Unterschied zum analogen Getrommel) klingen für mich, als hätte jemand seine Geräte direkt ins Mischpult gestöpselt und alle Tracks overdubbed (also nicht *daß* das jemand gemacht hat, aber daß es so klingt)?
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spocintosh
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Ungelesener Beitrag von spocintosh »

Ja, naja, das liegt daran, dass alle elektronischen Klangerzeuger in der Tat per DI-Box direkt im Pult landen, während Vocals/Bass/Gitarre/Drums zwangsläufig mit Mikros abgenommen werden, sofern nicht etwa bei Bass und Akustikklampfe in der Regel auch noch zusätzlich das DI-Signal verwendet wird. Aber auf jeden Fall wird man nie darauf verzichten, die Amps mit aufzunehmen.
Is aber im Studio natürlich genauso.

Live hat man aber natürlich immer viel größeres Übersprechen aller anderen Signale auf der Bühne, bis hin zur Saal-PA und dem Publikum. Insofern nimmt jedes Mikro, das auf der Bühne verwendet wird, immer auch einen Teil des Gesamtkrachs auf,
Das wiederum passiert beim Multitracking im Studio natürlich nicht.

Und ne Nachbearbeitung findet sowieso immer statt. Wenn sich einer verspielt hat, was immer passiert, wird das natürlich ausgeflickt. Das hört man ja auch ganz klar beim Gesang. Merkt man auf den Live-Alben natürlich vor allem an dem Verhältnis der aus Versehen mal getroffenen und ansonsten fast durchgängig leicht daneben gesungenen Töne, welches später ja diametral umgekehrt, bzw. schlicht gegen 100% in tune korrigiert ist. Ob sie neu einsingt, hat mich noch nicht so dringend interessiert. Ich nehme an, das meiste wird einfach gerade gezogen, was heute mit einem Mausklick auch schon weitestgehend automatisch möglich ist. Das Zeug ist so gut geworden, dass man nur noch sehr wenig manuell nachkorrigieren muss.
Ich bin darüber ganz froh, denn wenn die CD oder DVD den Gesang hätte, den man auf den YT-Videos hört, wär das schlicht nicht verkäuflich.
Bei nem Konzert ist das nicht so wichtig, denn erstens geht das gut im Matsch unter, zweitens sind die Background-Sängerinnen da ziemlich laut drüber gemischt und drittens geht es da ja generell viel mehr um den Moment und das Ereignis als um muckerpolizeiliche Belange. Und der "Moment" ist ja im nächsten Moment vorbei - ne CD ist konserviert, man hat denselben Moment immer wieder. Deshalb muss die auch anders produziert werden als ein Live- Event.
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MartinC
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Ungelesener Beitrag von MartinC »

Yep, aber bei den 2009er und 2013er Livealben von ihr hört man das so nicht, die klingen quer durch den Instrumentenpark als wären sie im Studio eingespielt worden (so wie die meisten anderen Live-Alben aus dem Popbereich nun mal auch). Dieses Mal wirkt das aber bei mir absolut nicht so, ergo habe ich entweder was an den Ohren, oder jemand hat bewußt etwas anders gemacht.
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imagine
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Ungelesener Beitrag von imagine »

@ spocintosh: Willkommen im Forum :wave: :group: Ich bin ja echt begeistert, dass wir jemand unter uns haben, der sowas in der Art beurteilen kann. :i_like:
MartinC hat geschrieben: 29. Okt 2019, 22:08 Yep, aber bei den 2009er und 2013er Livealben von ihr hört man das so nicht, die klingen quer durch den Instrumentenpark als wären sie im Studio eingespielt worden (so wie die meisten anderen Live-Alben aus dem Popbereich nun mal auch). Dieses Mal wirkt das aber bei mir absolut nicht so, ergo habe ich entweder was an den Ohren, oder jemand hat bewußt etwas anders gemacht.
Mein erster Gedanke dazu war ja, dass daran liegt, dass nur vier Monate zwischen Aufnahme und Release lagen. Allerdings waren es bei Timeless sogar nur knapp 2 1/2 Monate. Da Timeless und 2009 beide CDs in Lyon aufgenommen wurden, lag es am Audio-Quellmaterial, dass man den ein oder andere Querschläger stärker "optimieren" musste :gruebel:
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spocintosh
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Ungelesener Beitrag von spocintosh »

Also mir ist das, was du zu beschreiben versuchst, noch nicht so aufgefallen. Ich finde, das klingt genauso, wie ne VÖ eines Live-Konzerts in dieser Liga eben so klingt...und auch nicht groß anders als alle anderen Alben.
Was mir aufgefallen ist, war nur, dass es unglaublich laut und komprimiert ist. Und eigentlich sollte heute wirklich auch der Letzte Tonschaffende gerafft haben, dass DIE Zeiten nun wirklich vorbei sind.
Für mich dürfte es deutlich mehr Dynamik haben...aber wenn ich das feststelle, geh ich einfach selber dran und restauriere das Material. So auch hier. Ich bin da direkt drangegangen und hab's etwas dekomprimiert. Ich hab noch ca 6dB Dynamik wieder rausholen können. Das macht das Ganze etwas luftiger und weniger anstrengend.
Hier mal vorher (DR6)/nachher (DR12)...to whom it may concern...

Bild

Merke: Where there's no Quiet, there can be no Loud. (Konfuzius)

Möglicherweise hab ich aber auch noch nicht ganz verstanden, was du meinst.
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MartinC
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Ungelesener Beitrag von MartinC »

Ich meine nicht die Dynamik... wobei die Kompression im Grunde immer noch in (ihrem) Rahmen ist, Madame *liebt* nun mal Loudness, und ich bin ja schon froh, daß da nirgendwo Volume-Pumping zu hören ist... :kicher:

Ich meine den nackten, blanken Klang der Instrumente. Ich entnehme Deinen verschiedenen aktuellen Posts, daß Du Madame noch nicht selbst live gesehen hast, bzw. speziell nicht in La Défense warst, richtig? :gruebel:

Madame ist laut, und ich meine LAUT. Die drei lautesten Konzerte, die ich jemals gehört habe, waren Apocalyptica (frühes Konzert), Dream Theater (Körperverletzung) und ein beliebiges Hallenkonzert von Madame 2009 und 2013. Meßgerät hatte ich da keins dabei, aber es gibt einen Bio-Indikator - das waren die einzigen Konzerte, nach denen ich unmittelbar nach dem Entfernen der Ohrstöpsel noch ca. 2-3 Minuten ein leises sanftes Rauschen hatte. Ergo waren sie laut... Sofern da nun kein Bootleg-Profi im Haus ist, macht es das noch schwieriger, vernünftige Audio-Tapes zu bekommen, aber ich habe eine recht gute Erinnerung an solche Dinge und beziehe mich überwiegend auf diese - die aktuellen Bootlegs habe ich mir noch gar nicht richtig angehört.

Als die Live-CDs 2009 (Hallen) und 2013 rauskamen, klangen die sehr Studio-artig, also glatt, sauber und wie typische Soundboards mit eingemischter Audience-Participation. Insofern klangen sie jeweils (gegenüber meiner Erinnerung) etwas künstlich, aber grundsätzlich so, wie ich es im Kopf hatte.

Als ich diesmal aber (zunächst) die Ouvertüre im ersten Teaser gehört habe, dachte ich mir - wait, what!? - So klang das, echt jetzt? Und das zieht sich für mich durch das ganze Album durch.

In La Défense war ein brutaler Hall, und bei diesem Auditorium ist das ja auch kein Wunder. Nun auf dem Album kann ich diese Erinnerung für fast alle Instrumente nachempfinden. Das dürfte künstlich erzeugt sein, aber man hört es. Gitarre, Bass, analoges Schlagzeug, Vocals klingen (überspitzt formuliert) als wären sie in der Grande Cattedrale di Milano aufgenommen worden, und so ähnlich war es ja. Aber speziell die Synths und die Drumcomputer klingen für mich knochentrocken, als wären sie in einer Besenkammer aufgenommen worden, die komplett mit Eierkartons tapeziert ist. Oder als würde jemand ein Audience-Tape aller anderen Instrumente abspielen, und der Keyboarder hat sich dazu direkt ins Mischpult dazugestöpselt.

Das Resultat ist, daß das Album für mich grundlegend anders wirkt, als ich es in La Défense gehört habe und heute erinnere, und ein kurzes Reinhören in die Bootlegs bekräftigt mir das (die sind dann nochmal verhallter, aber das *relative* Verhallen zwischen Keyboards und dem Rest der Welt ist eine andere Balance).

In der Hoffnung, das nun besser beschrieben zu haben... :pc:

Ich habe keine Expert-Tools um Delay & Co. zu messen, daher würde es mich interessieren, ob Du zwischen den Keyboards/Drumcomputer und beliebigen anderen Instrumenten einen messbaren Unterschied feststellen kannst, oder ob mein Eindruck nur aus einer (falschen) Erinnerung vorgegaukelt wird.
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In meiner Erinnerung war der Sound - insbesondere für die Größe der Halle - extrem gut, sowohl im Innenraum vor der Bühne als auch auf den Sitzplätzen. Ist aber sicherlich auch ein subjektives Gefühl 🤷🏻‍♂️
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MartinC
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Ungelesener Beitrag von MartinC »

Der war auch objektiv gut... für die Größe der Halle. Da hab ich weitaus Schlimmeres erlebt, in Hallen die einfacher zu bemixen sind. Aber der richtige Geniestreich war das Stade de France, da hatten sie 26 von den Lautsprecher-Phalanxen überall in der Luft rumhängen und so zielgerichtet, daß es fast nirgendwo Echos gab. Die Abstände haben sich dann prompt erst bei "joyeux anniversaire" manifestiert, als Teile im Stadion gefühlte 2 Sekunden auseinander waren... :kicher:
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spocintosh
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Nun, das Ganze ist ja neben der grundsätzlichen Problematik von Live-Aufnahmen, nämlich mit dem leben zu müssen, was die Aufnahme hergegeben hat, auch eine künstlerische Entscheidung.

Dass die elektronischen Klangerzeuger, über eine PA in der Halle wiedergegeben, denselben Effekten unterworfen sind wie die akustisch erzeugten Signale, sprich: dem Raumhall, und deswegen vor Ort mehr aus einem Guss wirken (sie sind alle gleich zugematscht), ist ja klar.
Und um das auf der CD-Mischung so hinzubekommen, müsste man auf die per DI-Box (Direct Injection) "trocken" ins Pult gestöpselten Keyboard- und Samplersignale künstlich eine ebensolche Hallsoße kippen, wie sie durch die Mikrofonierung in der Halle auf den Einzelsignalen vorhanden ist. Das kann man natürlich machen, aber eben auch lassen.
Das ist eine Produktionsentscheidung...müssen wir mit leben.

Messen bzw. sicher beurteilen kann man in einer fertigen Mischung nichts mehr, das ginge nur, wenn ich die Einzelsignale zur Verfügung hätte.
Mir ist aber das, was ich zu beschreiben versucht habe, zur Genüge bekannt und erklärt deine Wahrnehmung eigentlich hinreichend.

Und: Nicht vergessen, dass die Mischverhältnisse vor Ort auch völlig andere sind als die für eine Konservenmischung. Zum Teil haben wir es auch an der Stelle mit künstlerischen Entscheidungen zu tun, zum Teil mit technischen Gegebenheiten, wie Rückkopplungsgefahr, den Begrenzungen der Saalanlage, Lärmschutzvorschriften, den akustischen Gegebenheiten der Halle etc. etc.
Vielleicht waren die Keyboards dort viel lauter oder leiser, vielleicht war da mehr oder weniger künstliches Reverb/Delay drauf, vielleicht viel mehr oder viel weniger Kompression...da gibt es soooo viele Punkte, die sich unterscheiden, dass wir bei dem Versuch, Details zu betrachten, im reinen Spekulationsbereich unterwegs sind, solange sich nicht einer an der Produktion Beteiligten zu Wort melden würde...
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