Hundertprozentige Zustimmung, bis auf die Anmerkung, daß die "Wirtschaft" (in der Welt in der wir leben) die *wirklichen* von Dir angesprochenen Probleme halt leider 1:1 induzieren. Mir persönlich ist die "Wirtschaft" als Selbstzweck so egal wie nur sonstwas, aber solange über Alternativen nicht einmal nachgedacht wird (aktueller Plan: Wir geben Hunderttausenden Menschen Kredite, die sie niemals zurückzahlen können, und lassen sie dann ein paar Jahre schuften, bis die großen Firmen wieder Gewinn machen, den sie nirgendwo versteuern) hat es keinen Sinn, die Symptome zu beklagen.
Wenn in Familien geschlagen, Drogen genommen, Amok gelaufen oder Selbstmord begangen wird, weil man (zurecht) in existentieller Panik ist, dann hat es keinen Sinn, darüber zu lamentieren, oder "Frühwarnsysteme" zu installieren, oder die Strafandrohung zu erhöhen, wenn man nicht einmal darüber nachdenken darf, wie man die Ursache entfernt - nämlich die existentielle Bedrohung herauszunehmen.
Und in der Situation den Virus-Würfel zu werfen - der war infiziert und bekommt wieder ein Leben, der war nicht infiziert und hat verloren - wird vor laufender Kamera "Verständnis" ergeben, und abseits davon blanken Haß auf die eigenen Nachbarn.
Wer glaubt, das wäre der Teufel an die Wand gemalt - dann denkt mal an Nordirland. Hierzulande hat man uns immer erzählt, das hätte was mit Religion zu tun. Die allermeisten waren dort aber so religiös wie der Durchschnitt aller anderen Gesellschaften. Katholik oder Protestant war ein Würfel-Bingo, so wie Virus oder nicht-Virus. Der Punkt war, daß es zwei Klassen von Menschen gab, die einen hatten mehr Rechte und es ging ihnen besser, die anderen hatten weniger Rechte und es ging ihnen schlechter. Und nach ein paar Jahren sind *beide* übereinander hergefallen und haben sich abgeschlachtet wie in einem schlechten Film.
"Milgram's 37". Teile einen Haufen Menschen in zwei Gruppen auf, eine oben, eine unten, und schneller als man das Wort "Grundrechte" buchstabieren kann, bekommt man den Herrn der Fliegen.
[Nachtrag]
Ich hab den Begriff absichtlich nie fallen lassen, weil er wahrscheinlich der vergifteste Kampfbegriff schlechthin ist, beim blanken Erwähnen bei fast jedem extremste Emotionen lostritt, und jede rationale Diskussion ab diesem Zeitpunkt abwürgt wie die Explosion einer Giftgasfabrik... Und nicht zuletzt weil ich selbst ambivalent darüber denke, weil es signifikante Pros & Contras gibt, und ein einfaches "Ausprobieren" nicht möglich ist. Als "Insellösung" funktioniert es nicht, man müßte es mit *allen* ausprobieren, um zu sehen, was dann wirklich passiert.
Auf der anderen Seite stehen die Befürworter von ultra-hardcore-links bis zu ultra-hardcore-neoliberal, und wenn es da mal eine Gemeinsamkeit gibt... ist die Idee entweder der sichere Untergang oder die mögliche Rettung, aber nichts dazwischen.
Anyway, wenn Bloomberg zuverlässig ist, dann plant die spanische Regierung grade als Ausweg aus der Katastrophe
das bedingungslose Grundeinkommen, und zwar über Corona hinaus.
Schnauft man mal kurz durch, bevor man sich in die eine oder andere Richtung exponiert, dann löst das vielleicht den katastrophalsten Effekt, über den wir grade reden - der Unterschied zwischen "darf arbeiten" und "hat Hausarrest" wird systemisch um einen erheblichen Faktor verkleinert.
Mal sehen, ob das wirklich gemacht wird, und was dann passiert.