Stimmt offensichtlich. Denn ein kurzer Ausschnitt ist auf dem offiziellen Videokanal bei YouTube erschienen. Achtung – ein ganz fetter Spoiler.
Macht direkt Lust auf die Bluray
Von meinem Platz oben hatte ich mich schon gewundert, weil sehr viele Kameras im Einsatz waren, mehr als man für die Videoleinwände gebraucht hätte.
13.09.13 Paris * 15.10.13 Straßburg * 15.11.13 Brüssel 11.06.19 Paris * 12.06.19 Paris * 22.06.19 Paris
03.06.23 Lille * 17.06.23 Genf * 22.07.23 Brüssel
27.09.24 Paris * 28.09.24 Paris * 01.10.24 Paris
Zwei volle Jahre hat es gedauert von der ersten Ankündigung im Juni 2021 bis zum Auftakt der Stadiontour von Mylène Farmer. Vielen wird es gegangen sein wie mir, das erste Konzert erscheint nach dieser langen Wartezeit fast ein wenig surreal. „Nevermore“ heißt die Tour, der Rabe als Sinnbild und der Name waren für Mylènes Verhältnisse dieses Mal weniger schwer zu erraten.
„(…)Und der Rabe weichet nimmer – sitzt noch immer, sitzt noch immer Auf der blassen Pallasbüste ob der Türe hoch und her; Sitzt mit geisterhaftem Munkeln, seine Feueraugen funkeln Gar dämonisch aus dem dunkeln, düstern Schatten um ihn her; Und mein Geist wird aus dem Schatten, den er breitet um mich her, Sich erheben – nimmermehr!“ (Edgar Allan Poe)
Die Symbolik ist schon vor dem Konzert unübersehbar: Raben auf dem Vorhang, der die Bühne verbirgt, Rabenschädel entlang des großen, kreuzförmigen Stegs, der weit in das Publikum herein reicht und auch an dessen Spitze sitzt ein großes Rabenpärchen, dem noch vor Konzertbeginn die Luft herausgelassen wird. Auf den Tickets stand offiziell 20:30 Uhr als Konzertbeginn, aber schon Tage vorher war im Internet zu lesen, dass der Auftritt erst eine Stunde später beginnen würde. Eine gute Entscheidung bei strahlend blauem Himmel und Sonnenuntergang um 21:50 Uhr. Zudem standen auch bis weit nach 20:00 Uhr noch Tausende in langen Schlangen vor dem Stadion. Im Internet war von 45.000 Zuschauern zu lesen. Schon eine Viertelstunde vor dem offiziellen Beginn ging der große, zunächst zentral auf der Bühne platzierte Videoschirm an und es lief das Video zu „Regrets“, anlässlich des Todes von Jean-Louis Murat nur eine Woche zuvor, eine traurige, aber sympathische Hommage. Es folgte ein langes Instrumentalstück von Sigur Rós und dann, endlich, ging es los. Im Vergleich zu den früheren Tourneen war der Beginn des Konzertes relativ zurückhaltend inszeniert. Auf den Leinwänden war ein riesiger Schwarm von (man errät es schon) Raben zu sehen. Und am Ende fuhr Madame einfach von unten hoch auf die Bühne, ganz alleine am Fuss des Stegs. Vorhang und Videowand ließen zunächst keinen Blick auf die Bühne und die Begleitband zu. Der erste Song war „Du temps“, eine für mich ziemlich überraschende, aber im Nachhinein durchaus funktionierende Entscheidung. Mylène sang den Song sozusagen mitten auf der Kreuzung. Danach fuhr zunächst rechts eine schwenkbare Bühne aus dem Querbalken hoch, sehr ähnlich, wie man sie von „Bleu noir“ auf der „Timeless 2013“ Tour schon kannte. Einmal wurde die eine („Peut-être toi“), im Anschluss auch die andere („Libertine“) Seite des stehenden Publikums von der Sängerin überflogen. Und erst danach teilte sich die Leinwand nach rechts und links und die große Bühne, die die Ruinen einer alten Kirche darstellte, wurde sichtbar, und ebenso Mylène Farmers Begleitband. „Optimistique-Moi“ war der vierte Song des Setliste und erst an fünfter Stelle wurde das allererste Stück des neuen Albums gespielt, „À tout jamais“. Die hydraulischen Bühnen zu Beginn waren übrigens schon beinah die aufwändigste technische Spielerei der Show. Ganz anders als 2019 in Paris lebte der Auftritt diesmal wieder mehr von Videos und Lichtern und der allgemeinen Atmosphäre und das empfand ich als einen der Pluspunkte des Auftritts im direkten Vergleich. Zurück zur Setliste - sie war insgesamt eine gelungene Mischung aus alten, teilweise schon länger nicht mehr gespielten Songs, fünf Stücken des aktuellen Albums (aber interessanterweise wurde das Titelstück ausgelassen. Ich weiß gar nicht, ob es das schon einmal bei einer früheren Tour gab) und den drei gesetzten Chansons „Sans contrefaçon”, „Rêver“ und natürlich „Désenchantée“. Die drei bekommen wahrscheinlich auch immer den größten Applaus, wobei „Oui mais … non“ bei seiner Rückkehr in die Setliste auch sehr enthusiastisch aufgenommen wurde. Was gibt es sonst zu erwähnen? Der ruhige Teil in der Mitte begann für mich mit einer Überraschung, weil zum Stück „Rayon vert“ die beiden Musiker von AaRON mit dabei waren. „Pas le temps de vivre“ und eine sowohl musikalisch als auch visuell überwältigende Version von „Que je devienne …“ waren für mich die Höhepunkte des Abends. Ich hatte vorher schon spekuliert, ob ähnlich wie beim Konzertfilm aus dem Stade de France von 2010 das Konzert mit einer Uptempo Nummer enden würde. Und so war es auch, aber „Rallumer les étoiles“ bleibt für mich der schwächste Song von „L‘Emprise“ und ist, davon abgesehen, als Closer nicht optimal platziert. Auch der Abgang der Künstlerin war im Vergleich zu früheren Shows eher wenig spektakulär. Aus dem Boden erschien ein gläserner, zylindrischer Aufzug, mit dem Mylène nach einem kurzen „bon soir“ gen Himmel (oder Bühnendach) entschwebte, während sich der Zylinder mit Nebel füllte. Aber das soll den insgesamt guten Auftritt nicht schmälern. Ich freue mich auf Genf …
13.09.13 Paris * 15.10.13 Straßburg * 15.11.13 Brüssel 11.06.19 Paris * 12.06.19 Paris * 22.06.19 Paris
03.06.23 Lille * 17.06.23 Genf * 22.07.23 Brüssel
27.09.24 Paris * 28.09.24 Paris * 01.10.24 Paris
Vielen Dank für dein Resumée an Eindrücken, Tops und quasi ausbleibenden Flops. Das liest man doch gern.
Erzengel hat geschrieben: 4. Jun 2023, 20:15
Und so war es auch, aber „Rallumer les étoiles“ bleibt für mich der schwächste Song von „L‘Emprise“ und ist, davon abgesehen, als Closer nicht optimal platziert.
Hier gehen die Geschmäcker dann doch auseinander. Für mich zählt die dritte Single tatsächlich zu den stärkeren Nummern des Albums. Umso mehr freue ich mich, dass es sogar diesen besonderen Platz erhält.
Erzengel hat geschrieben: 4. Jun 2023, 20:15
Hier meine Eindrücke zum gestrigen Abend...
Ich mache mal nur ein paar kurze Ergänzungen...
Setlist fand ich gelungen - es waren ja auch 3 Sachen dabei, die GANZ lange nicht mehr auf dem Programm standen. Ich hab allerdings den roten Faden darin noch nicht gefunden... Wenn das Thema so sehr der Rabe ist, müsste man doch was rein interpretieren können.
Opening war überraschend, aber ziemlich cool und effektvoll gemacht - und gar nicht minimalistisch.
Im Hellen erstmal von den Schwenkarmen ganz nah ans Publikum zu gehen, war auch ein guter Schachzug und hat sehr gut funktioniert.
Wie dann die Bühne enthüllt würde, hatte was
Und das Bühnenbild: WOW! Das hat man von oben wohl nicht so intensiv erfassen können, welche Tiefe und Detailliertheit darin war - also auch diesmal eine Frage der Perspektive. Ganz großes Kino, dieser Blick in die Kathedrale!
Highlights für mich vor allem "Tristana" und "Que l'aube est belle" - wenngleich Letzteres visuell sehr stark an dem 19er Abgang anlehnte.
Den neuen Abgang fand ich gar nicht unspektakulär, sondern auch sehr effektvoll und stark gemacht - es gibt sowieso keine Steigerungsmöglichkeiten mehr...
Was mir nicht so gefallen hat: die Kunstpausen nach einigen Stücken - fand ich schon bei Timeless unangenehm. Ich hoffe, die kürzen das noch etwas ein...
Und: Mittlerweile langweilen mich die ewig gleichen Choreographien doch etwas. Da könnte mal etwas überraschenderes kommen - wie auch beim ablauftechnischen Konzept... Da gibt's irgendwie nichts Neues - aber das ist Jammern auf hohem Niveau...
Jetzt ist es bis Brüssel doch etwas lang hin - um so größer die Vorfreude
Zuletzt geändert von Werner am 6. Jun 2023, 16:22, insgesamt 1-mal geändert.