Einen Act falsch entdecken?

Alles zu Songs, Alben, Konzerten und anderen Sängern/innen, Bands, etc.
D
DaMy
Beiträge: 37
Registriert: 9. Mai 2024, 10:22
Has thanked: 14 times
Been thanked: 43 times

Einen Act falsch entdecken?

Ungelesener Beitrag von DaMy »

Angeregt von den Rückmeldugen aus dem „Erste Eindrücke“ Thread kam die Idee das hier mal zu verfassen. Ausgangspunkt ist die Empfehlung zu Mylène Farmer. Ich bekam zwei Alben die mir als Einstieg empfohlen wurden (you know who you are don’t take anything personal here please!) und mit denen habe ich auch gestartet und bin dann bewusst nicht chronologisch durchgegangen.
Wenn das 95er Album nicht so mag und dann lese es war ihre Neuerfindung und meine Herrangehensweise hätte da vielleicht nicht die richtige Reihenfolge gehabt. Ist keine Kritik aber mir kommt die Frage auf: Geht das? Einen Künstler oder Act falsch zu entdecken? Was ist „korrektes“ Entdecken?

Korrektes Entdecken wäre wahrscheinlich eine „Best Of“ zu nehmen und dann die Alben von alt nach neu zu hören. Aber ist das der einzig wahre Weg? Es kommt ja auch drauf an wann man Fan wird. Wenn ein Act neu ist und man verfolgt ihn von Anfang an stellt sich die Frage nicht, dann bekommt man alles mit.

Ich weiß das Mylène eine Entwicklung durchlaufen hat und Gründe Album x so zu machen und Album y so … Das ist auch gut und richtig. Aber letzenendes ist es doch auch im Sinne des Künstlers zu sagen: Hier ist das Album, hör es und bilde Dir DEINE Meinung. Promotion und Interviews müssen sein bei dem Überangebot an Musik aber ich glaube das viele Acts eher darauf verzichten würden als auf Livekonzerte und das Aufnehmen von Alben.

Zum Entdecken mache mache es mal mit Genesis als Beispiel da ich schon lange Fan bin. Ich habe Phil Collins seit ich 3 bin gehört durch meine Eltern. Dann hatten wir „We Can’t Dance“ im Auto. Mein erstes gekauftes Album von Genesis war 1997 mit 10 „Abacab“, es gab nur das eine. Und ich finds geil, immer noch eines meiner Lieblingsalben. Kurze Zeit später begannen die Gabriel Jahre, mit 10 vielleicht zu früh? Aber trotzdem haben sie sich mir über die Jahrzehnte immer mehr erschlossen. Aber ich habe deswegen nie die Collins Phase als schlechter gesehen. Sogar „Calling All Stations“, mit 10 mein einziges beim erscheinen gekauftes Genesis Album. Ist meine Entdeckungsreise deswegen falsch? Wäre es „korrekter“ gewesen das am Ende das Ergebnis steht das mein Ranking wohl so ausfällt das „Selling England“ an der Spitze steht.

Bei Depeche Mode das Gleiche, da wurde ich 2001/2002 zum Fan. Ich liebe „Exciter“ (das damals aktuell war) und alle Alben die folgten. Klar sind die 80er Werke geil, aber ich hab die Zeit nicht miterlebt, ich hab die 2000er miterlebt und für mich sind die Werke ab „Exciter“ in emotionaler Bedeutung das was die 80er Alben für die Fans aus der Zeit sind. Ist meine Entdeckung jetzt schlechter nur weil ich „Violator“ nicht als Favorite Album habe?

Subjektiv: Ich entdecke Bands selten chronologisch wenn ich Anfange, ich will einen Überblick wo gings los, über welche Richtung gings da hin wo es heute ist. Und dann fülle ich auf, und dann lese ich auch die Geschichte dahinter. Weil ich mich der Musik pur nähern will und nicht wegen der Story.

Beispiel: „Face Value“ ist ein geiles Album von Phil, aber ich will die Songs für mich entdecken und dann die Geschichte hören, bzw die Inspiration. Das kann meine Meinung dann immer noch ändern, aber ist meine Meinung vorher falsch? Wenn mich das Album erreicht erreicht es mich.
Zum Beispiel Genesis: So toll „Selling“ auch ist, aber „Abacab“ mag ich mehr. Wäre es sinnvoller gewesen mit „Abacab“ zu waren das ich die „korrekte“ Ansicht habe? So funktioniert das für mich nicht. Jeder Act hat eine Geschichte, die Fakten stehen, Album x hat mehr verkauft als y, das ist ihr Klassiker, das ist ihre Niete. Wenn mir die Niete aber mehr zusagt als der Klassiker dann ist das eben so.
Nichts gegen Konzerte von Progacts: Aber die Konversationen vorher wiederholen sich immer wieder und nix finde ich langweiliger als die selben Meinungen zur selben Band zu hören, siehe Marillion „ach die Fish Ära, mit Hogarth wars nix“, „ach Genesis als Hackett weg war….“ … Das ist für jemand der heute die Musik von damals neu entdeckt nicht toll. Die Wehemenz mit der MANCHE ihre Meinung vertreten, als sei sie die einzig Wahre, finde ich nicht gut.

Zum Ende noch am Rande meine Hassliebe zu Musikforen: Sie kommt daher das ich mich 2002 zum ersten Mal in einem englischen Genesis/Collins Forum angemeldet habe. Ich hatte also 12 Jahre Phil und Genesis so gehört wie ich es wollte. Kein „mit Collins war es Pop“ etc … Mir ist das erst vor kurzem klar geworden wie sehr mich das damals beeinflusst hat. Wenn man dann in der Pubertät ist und das liest kommen schon Fragen auf „ist mein Geschmack richtig etc?“ … Und das kann einem dann schon die Laune verderben bzw musste ich dadurch erst lernen für meinen Musikgeschmack einzustehen, so durcheinander er für andere auch sein mag.

Any thoughts?
"Mancher betrachtet die Kunst am liebsten mit verschlossenen Augen, damit die Phantasie nicht gestört werde".
Friedrich von Schlegel
Benutzeravatar
Erzengel
Beiträge: 1249
Registriert: 17. Sep 2013, 07:49
Fan seit: 2010
Lieblingssong: Diabolique mon ange
Lieblingsalbum: Innamoramento (1999)
Lieblingsvideo: M'effondre (live)
Has thanked: 205 times
Been thanked: 307 times

Einen Act falsch entdecken?

Ungelesener Beitrag von Erzengel »

Ich bin eigentlich in allem, was du schreibst konform. Zunächst einmal: nein, man kann mit Sicherheit nicht irgendeinen Act „falsch“ entdecken. Aber es gibt natürlich ganz viele Wege, speziell ist mir das immer wieder aufgefallen bei Künstlern die ich jetzt (im Jahre 2024) gerade sehr gerne höre.

Ein paar Bands habe ich direkt über die Einstiegsalben lieben gelernt. Auch wenn dieses Album nicht immer mein Lieblingsalbum geworden ist. Bei mir war es bei Genesis die „Three Sides Live“ (Ich habe als Jugendlicher mir oft als erstes ein Live Album gekauft, weil ich irgendwie immer auf Live Alben gestanden habe – zudem war das Album gerade aktuell. Ich bin älter :D ). Auch ich habe die Phase mit Peter Gabriel erst etwas später entdeckt, aber natürlich die späte Phase von Genesis sozusagen live miterlebt.

Ähnlich war es bei Pink Floyd, der Band, die mich zu dem Musikfan gemacht hat, der ich bis heute bin. Mein Vater hat fast überhaupt keine Rockmusik gehört, überwiegend Klassik und Jazz, aber Pink Floyd fand er ganz gut und er hat ein paar Alben angeschafft und da war auch „The Wall“ dabei. Ich glaube, er hat das Album kaum gehört, es war nicht so nach seinem Geschmack. Er mochte eher die „Dark Side“, „Atom Heart Mother“ und speziell „Wish you were here“. Für mich war „The Wall“ der Einstieg und in diesem Fall bleibt das Album mein Lieblingsalbum der Band, auch wenn ich heute es nicht mehr als ihr bestes bezeichnen würde.

Interessanterweise habe ich bei anderen Künstlern, die ich heute sehr gerne höre, oft Jahre, teilweise Jahrzehnte gebraucht, um wirklich die Musik zu mögen. Bob Dylan ist das Musterbeispiel. Ich hatte schon in den 80er Jahren Platten von ihm, habe immer mal wieder reingehört, sie teilweise wieder verkauft. Erst irgendwann Mitte der 00er Jahre hat es dann gefunkt - mit „Modern Times“, ein gutes Album, aber bei weitem keines meiner Favoriten heute. Aber es war der richtige Einstieg. Und das ist halt manchmal der Punkt – der richtige Einstieg ist vielleicht in manchen Fällen noch wichtiger als das allererste Album, oder der erste Song, den man gehört hat. Heute habe ich (ich habe nicht gezählt) inklusive Bootlegs sicherlich fast 300 Platten von Dylan zu Hause stehen.

Auch bei Taylor Swift (ich habe das hier im Fred wohl auch geschildert) war mein erster Kontakt, „1989“, zunächst keine Liebe.

Und dann noch ein anderer Punkt: oft ist natürlich das Einstiegsalbum wichtig, wenn sich die Band weiter entwickelt. Das sieht man oft auch an den Kritiken bei Amazon oder in Musikforen - diese typische Einschätzung: früher waren sie gut, heute sind sie schlecht - da ist eben oft der Zeitpunkt entscheidend, an dem man eine Band kennen gelernt hat. Und wer Genesis mit Peter Gabriel irgendwann 1973 zum ersten Mal gehört hat, kommt vielleicht wirklich nicht mit Phil Collins zurecht. Mit Marillion mag das ähnlich sein (die habe ich tatsächlich auch ganz früh kennen gelernt und finde heute alles schlimm, was sie machen – die alten und die neuen Sachen :twisted: ).

Aber falsch kann ein Weg doch nie sein. Also im Sinne des persönlichen Musikgeschmacks natürlich.
13.09.13 Paris * 15.10.13 Straßburg * 15.11.13 Brüssel
11.06.19 Paris * 12.06.19 Paris * 22.06.19 Paris
03.06.23 Lille * 17.06.23 Genf * 22.07.23 Brüssel
27.09.24 Paris * 28.09.24 Paris * 01.10.24 Paris
b
bercy
Beiträge: 231
Registriert: 24. Dez 2006, 00:05
Fan seit: 2012
Been thanked: 3 times

Einen Act falsch entdecken?

Ungelesener Beitrag von bercy »

Hmm.

bei Mylene wuerde ich vorher einsteigen. Je frueher desto besser.

Best of´s find ich z.T: als eine wilde Kompilation die mehrere Schaffensphasen einfach durchwuerfeln.

Bin gerade etwas in Zeitmangel, aber zu Face Value und P.G. " So".

Hau Dir mal die kostenlosen Classic Dokus bei Amazon Prime Video an.

Komplette Empfehlung.Garantiert keine goldene Doku aber in den Ansaetzen keine Zeitverschwendung.

tirilo und schneller Gruss

b¿ercy.

p.s.: Abacab ist ein Meisterwerk.
Habs gerade mit Genesis - komplett neu-entdeckt mit der Invisible Touch.
Bildschirmfoto 2024-08-06 um 15.18.09.png
Bildschirmfoto 2024-08-06 um 15.18.30.png
Bildschirmfoto 2024-08-06 um 15.19.14.png
Benutzeravatar
MartinC
Beiträge: 1415
Registriert: 17. Mai 2009, 10:24
Geschlecht: männlich
Fan seit: 2004
Has thanked: 58 times
Been thanked: 339 times

Einen Act falsch entdecken?

Ungelesener Beitrag von MartinC »

Ich fürchte auch, Du hattest meine Anmerkung völlig falsch verstanden, nämlich als eine Art Kritik an Deiner Vorgehensweise. Nichts läge mir ferner, im Gegenteil, es ist eine absolut faszinierende Strategie und es ist bedauerlich, daß man jeden Künstler nur einmal für sich "entdecken" kann, und dann kein zweites Mal mit einer anderen Strategie.

Meine Anmerkung bezog sich allein darauf, daß es verblüffend ist, dieses spezielle Album so zu sehen und daher zu einem anderen Urteil zu kommen, und daß der Großteil der Hörer das so gar nicht erlebt hat (oder nachträglich erleben kann).

Die Einschätzung eines Kunstwerks ist *immer* kontextabhängig, es gibt keinen absoluten Index, mit dem man irgendwas einschätzen könnte. Die Kunstgeschichte ist voller Künstler, die zu ihrer Zeit hochangesehen waren und die Menschenmassen begeisterten, und die Jahrhunderte später nur noch als Mittelmaß und Fußnote betrachtet werden. Salieri war in seiner Zeit an der Spitze, nicht Mozart. Heute hören ihn nur noch ein paar Hardcore Klassik-Fans. Van Gogh hingegen war ein erfolgloser Tagelöhner, dessen Bilder niemand haben wollte. Damals...

Aber die *Kunst* selber hat sich dabei ja nie verändert. Salieris Partituren sind nicht heute plötzlich schlechter geworden, die Noten sind die selben. Und die Bilder von Van Gogh haben sich auch nicht wirklich verändert (ein paar Farbtöne, durch die lange Zeit). Was sich verändert hat, sind die *Zuhörer* und die *Zuschauer*.

Und daher läßt sich die Qualität auch eines Albums nie als absoluter Wert definieren, denn die Art und Weise (und Reihenfolge) in der es entdeckt und wahrgenommen wird, hat einen elementaren Einfluß darauf, wie man es beurteilt. Man kann "Wissen" nicht zurückziehen, wenn man sich ein Album *mit* einem Wissen und einer Erfahrung anhört, wird man nie mehr erfahren (können) wie sich das Album *ohne* dieses Wissen angefühlt hätte.

Sorry, das war verschwurbelt... ich mach mal ein Beispiel. Jemand, der noch niemals die Beatles gehört hat, hört sich "A Hard Day's Night" erst nach "Rubber Soul" an, und kommt zum Urteil, daß es deutlich eindimensionaler, simpler und irgendwie blasser ist. Und diese Einschätzung beißt sich radikal mit jedem anderen, der die Alben womöglich sogar 1:1 erlebt hat, als sie rauskamen, und für den "A Hard Day's Night" eine absolute Revolution in Entwicklung der Band war, und "Rubber Soul" später dann sogar nochmal etwa mehr... aber bei weitem nicht mehr so fundamental neu wie die Sprünge im Frühwerk. Das hat alles nichts mit "richtig" und "falsch" zu tun, beide Hörer kamen nur unter komplett unterschiedlichen Voraussetzungen zu komplett unterschiedlichen Urteilen.

Eine Sache fand ich schon immer spannend, und sie gehört quasi dazu. Ich kenne zwei Bands, bei denen ein Album radikal unterschiedlich eingeschätzt wird, je nachdem, ob man alter oder neuer Fan ist. "Jazz" von Queen, und "And Then There Were Three" von Genesis.

Die Mehrzahl der alten Fans, die die Bands begleitet haben und alle Alben beim Erscheinen kauften, rauchen diese Platten in der Pfeife. Die Mehrzahl der jungen Fans heute (die aber ausdrücklich *nur* die Frühphase der Bands mögen) finden die beiden Platten eher gut. Woher kommt das?

Es kommt von der unterschiedlichen Perspektive her, ob man die Bands "vorwärts" (mit der Zeit) oder "rückwärts" retrospektiv erlebt hat. Beide Alben markieren eine Phase der Bands, wo aus dem Frühwerk die Luft raus war und sie anfingen, sich selbst zu kopieren. Für die Zeitzeugen war dies ein gigantischer Qualitätsverlust und die Platten somit der Punkt, wo ihnen die Musik nichts mehr taugte. Ich bekenne mich schuldig, ich war und bin ein Riesenfan (ausschließlich) der frühen Queen, ich liebte und liebe ihre ersten 6 Alben, "Jazz" hatte ich mir dann am Erscheinungstag gekauft und war bitter enttäuscht... und hatte mir ab da nie mehr ein Album von ihnen gekauft.

Jungen Fans heute ist das aber völlig schnuppe. Wer nur das Frühwerk mag, für den ist "Jazz" heute das letzte "große alte Werk", wo die frühen Tugenden nach da waren. Gut, vielleicht nicht ganz so toll wie auf den Alben 1-6, aber eben noch da. Der Bruch kam für sie klar *nach* diesem Album, während er für die zeitgenössischen Fans mit, bzw. dann *vor* diesem Album passierte.

"Recht" hat keiner der beiden, oder besser gesagt haben beide Recht - in ihrer jeweiligen Zeitlinie. Mylène hat dieses Phänomen nicht, da sie kein Album auf der Kippe veröffentlicht hat. Es gibt ihr Frühwerk, die ersten 3 Alben, dann verschwand sie auf Jahre vom Erdboden in das verschneiten Bergdorf, und dann kam sie komplett neu selbst-erfunden mit einem komplett neuen und anderen Album zurück. Es gab alte Fans, die an der Stelle vergrätzt wurden, aber der Bruch fand in den musiklosen Jahren dazwischen statt und nicht mit/auf einem Album selbst.
D
DaMy
Beiträge: 37
Registriert: 9. Mai 2024, 10:22
Has thanked: 14 times
Been thanked: 43 times

Einen Act falsch entdecken?

Ungelesener Beitrag von DaMy »

@Erzengel:
bei Bob Dylan habe ich auch lange gebraucht, bzw mochte seine Stimme nicht. Glaube „Blood On The Tracks“ war mein Einstieg und ein Bootleg von der 2008er Tour :D
Bei Taylor Swift war es anders: Da habe ich erst das Ticket gekauft und dann reingehört (ich wusste das es mir irgendwie gefallen würde und ich mir in den A… beissen würde)… hatte die Setlist der 2023er Tour auf MP3 im Zug mitgenommen also als Überblick. Mir gefallen die Sachen AB „1989“ auf Albumlänge sicher besser als das davor (tolle Songs hat sie aber auf jedem Album).

@bercy: Eine Doku über Mylene werde ich mir sicher anschauen, bzw in die Geschichte genauer eintauchen, aber nicht über Amazon Prime, die (und streaming generell) unterstütze ich nicht, da muss ich die Abstriche dann aushalten . „Invisible Touch“ ist ein tolles Album, und Genesis hatte immer poppige Songs, auch in den frühen 70ern. Nur waren es keine Hits, erst bei „I Know What I Like“ ging das langsam los.

@MartinC: Nein, ich habe Dich schon richtig verstanden und ich weiß das Du das nicht als Kritik gemeint hast. Ich weiß auch was Du meinst mit dem ersten entdecken. Sicher ist die Entstehungsgeschichte eines Albums immer wichtig, die Zeit in der es entstanden ist, die Geschichte des Künstlers aber ich habe mal einen schön Satz von Springsteen gehört. Die Aufgabe eines Künstlers sei es weniger einem etwas von ihm zu erzählen sondern einem etwas über den Hörer zu erzählen. Ich fand es immer interessanter den Text zu lesen und zu schauen „ wo finde ich mich darin?“ als zu sehr alles auf den Künstler zu beziehen. Dann wirken die Songs für mich besser. Und DANN lese ich gerne darüber was der Künstler damit wollte, das mag den Sinn den ich mir gemacht habe vielleicht entstellen, aber Kunst ist nie eindeutig und immer subjektiv.
Natürlich ist die Reihenfolge des Entdeckens entscheidend wie man das Album in seinem Ranking einordnet, das meinte ich ja zB mit „Abacab“, aber die Welt geht auch nicht unter wenn ich in meiner subjektiven Meinung „Abacab“ zB über „Selling England“ stelle, natürlich weiß ich um die Geschichte von „Selling“ (kann man mit anderen Alben auch machen), Pink Floyd wurde auch genannt, „Dark Side“ wird sicher eine längere Strahlkraft haben als „Animals“, das weiß ich auch, aber „Animals“ ist mein Floyd Album Nummer1. Wie Du mal sagtest, das wichtigste Album der Band muss nicht der Favorit sein :)
Das Beatles Beispiel ist toll, das muss damals sicher krass gewesen sein live mitzuerleben wie sich die Band entwickelt hat. Das ist ja fast unmöglich heute weil man mit den Beatles Songs so zugeschüttet wird das man von vorneherein weiß das die verschiedene Phasen hatten. Bei den Beatles hab ich, mit Pauls Live Album von 1990 angefangen. Die Versionen von „The Long And Winding Road“ und „Let It Be“ zB werden ewig meine Favoriten bleiben, die haben geschichtlich weniger Bedeutung als die Originalen aber McCartney wird es schnuppe sein ob ich diese oder jene Version bevorzuge. Das meine ich ja, „korrekter“, wären die Originale gewesen, aber manchmal fällt man diese Dinge auch unbewusst. Ich hab das McCartney Album mit 13 gekauft und damals nicht an solche Dinge gedacht, das war vor der Forenzeit und manchmal (das aber nicht als Kritik sehen) wünsche ich mir diese Freiheit des Entdeckens eben zurück.

Die Story mit Queen/Genesis 1978 kenne ich, aus der CD Börse. Da gehe ich konform. Es ist auch eine Generationenfrage. Wer Genesis in den 70ern mitwachsen gesehen hat bekam den Schock als es „poppiger“. Ich hab die Sachen später entdeckt und kann quasi sagen „ok das sagt mir eher zu als das, fange ich damit mal an“. (Mein Queen Album Fav ist übrigens „Queen2“).

Und auf Mylène bezogen: Man hört die Unterschiede schon herraus und sicher ist es „sinnvoller“ das chronologisch zu hören, aber, und da hast Du Recht (der Hörer hat sich geändert), ich habe den Wert der Musik für mich als Konsument immer über den Wert den er für die Geschichte hat gestellt, das mag egoistisch klingen. Aber was nützt es mir wenn eine Band/Künstler einen riesen Einfluss hat aber ich damit nichts anfangen kann. Ich kann den Einfluss respektieren, das tue ich auch, aber das Leben ist zu kurz um dann viele Sachen zu lange versuchen.
Also, war keinesfalls als Kritik an Deinem Post zu verstehen, ich bin da nur ein bisschen anders drin eben weil ich damals Genesis/Collins für mich so unebdarft entdeckt hatte und dann mit einem Lesen kriegst Du 1000 Meinungen die sich oft nicht mit Deiner decken und wenn Du 15 bist dann kann das schon Auswirkungen haben, deswegen habe ich mich lieber auf meinen Instinkt verlassen Dinge zu entdecken, das ist eigentlich alles :prost:

Am liebsten höre ich ein Album auch ohne zu wissen was der Hit bzw die Hits waren, wenn ich keinen davon kenne, und dann sind oft die Songs die ich am besten finde oder denke das waren die Hits dann die Songs welche nie live gespielt wurden :D
"Mancher betrachtet die Kunst am liebsten mit verschlossenen Augen, damit die Phantasie nicht gestört werde".
Friedrich von Schlegel
Benutzeravatar
THomasHH
Beiträge: 1532
Registriert: 10. Aug 2010, 13:25
Name: Thomas
Geschlecht: männlich
Fan seit: 1991
Lieblingssong: Tomber 7 fois
Lieblingsalbum: L'autre (1991)
Lieblingsvideo: Pourvu qu'elles soient douces
Wohnort: Hamburg
Has thanked: 465 times
Been thanked: 128 times
Kontaktdaten:

Einen Act falsch entdecken?

Ungelesener Beitrag von THomasHH »

DaMy hat geschrieben: 6. Aug 2024, 13:01 Best of´s find ich z.T: als eine wilde Kompilation die mehrere Schaffensphasen einfach durchwuerfeln.
So habe ich Kate Bush kennengelernt!
1986 kam ihre Single „Experiment IV“ raus, die auf sonst keinem Album erschien.
Die Compilation The Whole Story (was ein Widerspruch ist, denn Compilation-Alben jedweder Art können gar nicht die „ganze Geschichte“ beinhalten) war mein Einstieg.
Heute ist Kate Bush zusammen mit Mylène, Billie Holiday und den Cocteau Twins das mit Abstand beste was „weibliche“ (auf die Stimmen bezogen) Populärmusik angeht.
Bei den „männlichen“ Interpreten thronen die Beatles über allem. Da gibt’s nix besseres.

Ist natürlich alles IMO.

Alle oben genannten Musikerinnen und Bands habe ich sehr unterschiedlich kennengelernt.
Bei den Beatles z.B., obwohl ich erst später geboren wurde, hat es mit den frühen Sachen angefangen, bei Mylène war es L'autre, bei den Cocteau Twins sogar erst ihr Spätwerk (Heaven or Las Vegas). Bei Billie Holiday war es eh kein Album, sondern ein Lied, welches ich mal bei irgendeiner Gelegenheit gehört hatte.

Bei Genesis oder U2 hatte ich auch erst aktuell erschienene Alben gehört (Invisible Touch, bzw. The Joshua Tree), bevor ich mich dann mit deren früheren Sachen beschäftigt habe.
Man könnte noch so viele aufzählen, bei denen es jedesmal so oder anders war. :kicher:

Als du, @DaMy, deinen Approach ankündigtest, nahm ich die Gelegenheit wahr, zu empfehlen, es chronologisch anzugehen, was bei späteren Einstiegen ja praktisch nie passiert.

Du siehst also, es gibt kein Richtig oder Falsch, DAS Lieblingsalbum wird sich wahrscheinlich ohnehin erst nach mehrmaligem Anhören herauskristallisieren.
Ich bin willensstark und trotzdem schwach, eigensinnig und trotzdem Team-fähig, gefühlvoll und trotzdem kühl, tolerant und trotzdem egoistisch, depressiv und trotzdem voller Lebensfreude...
© dEnTrElEsMoRtS

„Ein Kluger bemerkt alles, ein Dummer macht über alles eine Bemerkung.“
Heinrich Heine

"Jeder Idiot kann mit einer Krise fertig werden. Aber das alltägliche Leben, Tag fuer Tag, das macht dich fertig."
"Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein."
"Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind."
"Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom."
© Albert Einstein
Benutzeravatar
imagine
Beiträge: 6833
Registriert: 15. Jan 2007, 20:45
Name: Stefan
Geschlecht: männlich
Fan seit: 2006
Lieblingssong: Diabolique mon ange
Lieblingsalbum: Point de suture (2008)
Lieblingsvideo: Que mon coeur lâche
Wohnort: Erfurt
Has thanked: 544 times
Been thanked: 327 times
Kontaktdaten:

Einen Act falsch entdecken?

Ungelesener Beitrag von imagine »

Ich schließe mich der Meinung an, dass es keinen falschen Weg gibt, einen Künstler (neu) zu entdecken. Mein Einstieg bei Mylène damals erfolgte mit "Avant que l'ombre" und "Les mots" (in der Doppel-CD-Version). Ähnlich war es 2002 bei Shakira mit "Laundry Service" und etwas später dem Best-of "Grandes Exitos".

Ich finde daher, dass Best-ofs - insbesondere bei länger aktiven Künstlern - ein guter Ausgangspunkt sind, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen (und solche Ah-ha!-Moment wie ich bei "Libertine" und "Désenchantée" zu haben :vomstuhlfall: ). Danach geht man ins Detail - ob chronologisch oder querbeet, live oder Studio hängt dann von der persönlichen Präferenz ab.

Geht man querbeet, kann es natürlich vorkommen, dass man die/eine größere künstlerische Veränderung entdeckt/sieht, obwohl man die über Jahre erfolgte (Weiter)Entwicklung bereits kennt (bspw. Anamorphosée :arrow: Innamoramento :arrow: ... :arrow: L’emprise). Und das kann sicherlich seltsam wirken (oder sollte man sagen: enttäuschend sein?).

Hört man sich die neuen Alben von Künstlern wie Shakira, Kings of Leon oder Clueso an, so sind die älteren Werke auch deutlich anders als aktuelles Material. Speziell bei Shakira gab es diesen Bruch sogar mehrfach (1995 mit dem dritten Album "Pies Descalzos", 2001 mit "Laundry Service", 2009 mit dem Album "She Wolf" und 2017 mit dem vorletzten "El Dorado"). Von Bands wie Genesis oder Sängerinnen wie Madonna oder Kylie Minogue, welche den Bruch ja als Stilmittel eingesetzt haben, mal zu schweigen.
Plus loin plus haut... j’atteins mon astre...
Shakira / Mylène / Blog
D
DaMy
Beiträge: 37
Registriert: 9. Mai 2024, 10:22
Has thanked: 14 times
Been thanked: 43 times

Einen Act falsch entdecken?

Ungelesener Beitrag von DaMy »

War letzte Woche bei Coldplay in München gewesen und da fällt mir ein das ich hier auch als die Band 2002 hier groß rauskam sie garnicht so verfolgt hatte und 2005 eingestiegen bin, "Viva La Vida" fand ich dann toll. Danach wieder ein bisschen aus den Augen verloren und 2019 zurückgekommen mit den letzten zwei Alben die ich beide sehr mag. (Gerade weil sie so unterschiedlich sind). Und da gibt es auch so einen typischen "Daniel-Falsch-Entdeck" Moment (und das schreibe ich mir Spaß denn mir ist das mittlerweile so egal welcher Song den größeren Impact hatte etc): Rückwirkend erinnere ich mich als "Speed Of Sound" rauskam sagten einige das ist "Clocks Part 2", die Ähnlichkeit ist auch nicht gerade von der Hand zu weisen. Aber ich hab "Clocks" damals nie gehört, "Speed Of Sound" war das erste Lied was mir gefallen hat und später ging ich dann "Hey 'Clocks' klingt ja wie 'Speed Of Sound' Part 2" :D Also bei mir gings genau andersrum.
Selbst nachdem ich Coldplay 2022 und letzte Woche sehen durfte, so geil "Clocks" live funktioniert ist "Speed Of Sound" für mich "Clocks noch ein bisschen besser gemacht". Bzw ... während ich das Tippe merke ich das ich "Clocks" doch ... fast gleich gut finde und beide Songs irgendwie eine unterschiedliche Variante eines Songs zeigen, nicht A-Side und B-Side sondern Doppel A-Side aber verschiedene Stimmungen erzeugen (neben der Grundstimmung).... Aber nun genug davon :dance2:
"Mancher betrachtet die Kunst am liebsten mit verschlossenen Augen, damit die Phantasie nicht gestört werde".
Friedrich von Schlegel
Benutzeravatar
MartinC
Beiträge: 1415
Registriert: 17. Mai 2009, 10:24
Geschlecht: männlich
Fan seit: 2004
Has thanked: 58 times
Been thanked: 339 times

Einen Act falsch entdecken?

Ungelesener Beitrag von MartinC »

DaMy hat geschrieben: 22. Aug 2024, 10:21 und da fällt mir ein das ich hier auch als die Band 2002 hier groß rauskam sie garnicht so verfolgt hatte und 2005 eingestiegen bin, "Viva La Vida" fand ich dann toll.
Wie der große Philosoph LoddarMaddäus so schön sagte: ›Egal ob "Clocks" oder "Speed of Sound" – Hauptsache Laurent Boutonnat!‹ :twisted: :irre: :lol:



(Ja... ich weiß... ist alt... aber doch immer wieder schön... und Coldplay ist etwas zu leise, aber dafür komplett ungeschnitten, beides paßt auf die Millisekunde übereinander... und die letzten Sekunden vom Coldplay-Video rechts neben Alizée sind UNBEZAHLBAR...) :kicher:
D
DaMy
Beiträge: 37
Registriert: 9. Mai 2024, 10:22
Has thanked: 14 times
Been thanked: 43 times

Einen Act falsch entdecken?

Ungelesener Beitrag von DaMy »

MartinC hat geschrieben: 22. Aug 2024, 10:35 (Ja... ich weiß... ist alt... aber doch immer wieder schön... und Coldplay ist etwas zu leise, aber dafür komplett ungeschnitten, beides paßt auf die Millisekunde übereinander... und die letzten Sekunden vom Coldplay-Video rechts neben Alizée sind UNBEZAHLBAR...) :kicher:
Kannte ich noch nicht, ja das is lutzich :D
"Mancher betrachtet die Kunst am liebsten mit verschlossenen Augen, damit die Phantasie nicht gestört werde".
Friedrich von Schlegel
Antworten