Ich hab vor langer Zeit mal einen interessanten Text gelesen, warum religiöse prüde amerikanische Frauen in den 20er Jahren dafür gesorgt haben, daß es heute auf jedem Schulhof Drogen zu kaufen gibt... klingt wie eine wirre Verschwörungstheorie, ist aber relativ plausibel, wenn man es Schritt für Schritt betrachtet.
Die Mafia wäre im 19. Jahrhundert lange Zeit eine eher kleine und regionale Kraft gewesen. Dann kamen ein paar einflußreiche Moralaktivisten 1920 auf die Idee, in den USA Alkohol zu verbieten. Die Leute tranken aber gerne. Und viel. Also mußte jemand kommen und eine illegale Infrastruktur schaffen. Das erledigte die Mafia, verdiente damit sehr viel Geld und wurde sehr mächtig. Bis die Prohibition 1933 wieder abgeschafft wurde. Dumm für die Mafia, die sich jetzt andere Waren suchen mußte, um weiter im Geschäft zu bleiben. Drogen. Und der Vorteil: Die meisten normalen Menschen hatten in den 13 Jahren die Scheu abgelegt, bei Verbrechern einzukaufen, schließlich wollte man ja seinen Schnaps haben. Da ist es kein großer Act, zukünftig bei denen auch noch andere Sachen zu kaufen - man kennt sich ja schon.
Was das Ganze mit Artikel 13 zu tun hat?
Man ersetze "Alkohol" mit "Internet Videos" und "Mafia" mit "Darknet". Letzteres kennen die meisten bislang nur aus den Nachrichten, wenn ganz ganz ganz ganz schlimme Dinge passiert sind.
Die Menschen werden sich aber ihren digitalen Lifestyle nicht durch irgendwelche politischen Clowns beenden lassen, echt nicht. Das ist schlecht für YouTube, und Google, und vielleicht leider sogar für mylenefarmer-forum.de
Aber wenn die öffentlich zugänglichen Quellen künstlich geschlossen werden, dann kauft man sich den Schnaps eben nicht mehr in der Kneipe, sondern beim Dealer. Und so wie es die Mafia 1920 schon gab, so gibt es auch Darknet & Co.
Und wenn da erstmal jeder Zugang hat und die meisten Leute drin sind, denen es jetzt (noch) beim blanken Namen graust, dann schwinden auch die Hemmungen und irgendwann ist auch Oma Krawuttke aus Lüdenscheid drin, um über Kochrezepte zu plaudern.
Für die Polizei und den Rechtsstaat ist das dann... weniger gut. Denn jetzt lohnt sich der gigantische Aufwand noch, ab und zu dort etwas zu knacken und wenigstens einzelne Täter zu erwischen. Wenn aber erstmal auf jeden streng verschlüsselten "Wie baue ich eine Bombe" Film einhunderttausend streng verschlüsselte Katzenvideos kommen, wird das etwas... schwieriger.
Irgendwann werden sie dann auch wohl wieder YouTube erlauben, die Katzenvideos zu zeigen. Wobei sich dann aber Oma Krawuttke längst so an das Darknet gewöhnt hat, daß sie auch dort noch drinbleibt. Da finden sich dann auch weitere Inhalte... die Mafia hat ja auch die Kurve erwischt.
