Bin ja wirklich mal gespannt, wie sich DVD/BD im Vergleich zur LD schlagen. Denn:
Ich hatte 2011 ein kleines (hat klein begonnen, aber dann...) Restaurierungsprojekt auf Basis der Laserdisk gestartet. Am Ende hatte ich dann 2 LD, welche je 6 x abgetastet waren um so die beim Lesen entstehenden, sporadischen Fehler möglichst gut ausgleichen zu können. War ja alles noch analog, nix Fehlerkorrektur. Auf der Basis erfolgte dann, für viele Perspektiven jeweils separat, die Nachbearbeitung. Habe damals einen längeren Bericht dazu in einem anderen Forum gepostet, den ich zum Glück noch bei mir lokal hatte. Hänge Ihn unten nochmal im Original dran und bin selbst wieder fasziniert, wie das damals ausgeartet ist...
Daher fürchte ich aber auch, dass auch die Profis da nur mit Wasser kochen können. Ausgangsbasis ist nach meinen Informationen Videomaterial und kein Film. Also die klassische MAZ. Magnetbänder, die sich mit jedem Jahr weiter entmagnetisieren. Da kommt es erst mal drauf an, wie gut die überhaupt noch erhalten sind und ob die Masterbänder, idealerweise die von jeder Kamera noch existieren. Da wir es bei Boutonnat/Hanns mit Filmleuten zu tun haben, würde ich das erwarten. Man erkennt auf der LD aber auch, dass die eingesetzten Kameras von sehr unterschiedlicher Qualität waren. Manche davon waren weit von "bester SD Qualität" entfernt.
Dazu kommt erschwerend, dass die beiden 16:9 Fans waren. Das Format ist aus heutiger Sicht natürlich passend. Die damaligen Kameras waren aber 4:3. Es gab es noch keine anamorphen Aufnahmen wie man sie aus dem DVD Zeitalter kennt, welche die volle Auflösung der Kamera nutzen. Damit gehen vom eh schon schlechten Standard der damaligen Zeit nochmal 20-25% an Bilddetails ab.
Wie schon gesagt: Bin mächtig gespannt, was man da noch rausholen konnte und wie gut der beste Master war, den sie noch ausgraben konnten.
Hier ein paar Screenschots aus meinem Projekt:
Und der damalige Post zum Thema:
2011 auf mylene-farmer.info:
Ich hatte es im Umfrage-Thread "Wann kommt En Concert auf DVD" schon kurz erwähnt: Ich habe in den letzten Wochen / Monaten ein kleines, privates En Concert Restaurierungsprojekt auf Basis LaserDisc gemacht. Ich möchte hier ein paar Details, wie es dazu kam und wo die Probleme waren verewigen:
Wie andere Einsteiger vielleicht auch, habe ich mit der bluray vom Stade de France angefangen. Wie von jeder Droge braucht man auch von dieser ziemlich schnell mehr. Dummerweise war nach 4 von 5 Konzerten aber Schluss, da es En Concert bekannterweise nicht auf aktuellen Medien zu kaufen gibt.
Meinen VHS Recorder habe ich schon vor Jahren in Rente geschickt und auf diesem Qualitätsniveau wollte ich auf dem schönen Plasma Schirm auch nicht mehr unbedingt einsteigen. Anfang des Jahres habe ich mal wieder gestöbert und bin drüber gestolpert, dass es En Concert auch auf LaserDisc gab. Ich erinnere mich noch gut - es war in meiner Jugend, den frühen 80'ern als diese faszinierenden, golden "Video-LPs" (CD gab's noch nicht) in einigen Schaufenstern auftauchten. Mit Laser (Booah - Sience Fiction pur...) wurden sie abgespielt. Unerschwinglich waren sie und so richtig durchgesetzt haben sie sich bei uns auch nicht.
Der Plan war schnell klar: Bei eBay nach einem Player Ausschau halten, eine Disk beschaffen, das ganze auf dem PC reinziehen und so in die digitale Welt retten. Für die Player gibt es übrigens einen regen Markt im Bereich von ca. 50 bis 300 Euro.
Als beides da war, die erste Ernüchterung: Schon beim Anschauen auf dem Fernsher trübte extremes Farbrauschen das Vergnügen. Der Ton war gut, der hatte auf der LD bereits CD Qualität. Meine erste Vermutung war, dass der sog. Laserrot (das eigentlich nicht vorgesehene verrotten der Disks aufgrund von Herstellungsfehlern) zugeschlagen hat. Aber die Reinigung der Disk mit Sidolin und das Reinigen der Optik im Player brachte schon mal sichtbare Verbesserung. Also ist es nicht oder nicht nur die Disk.
Den Rest wollte ich dann per Software regeln. Nur waren die Bildfehler in weiten Teilen so grob, dass die Filter sie gar nicht angefasst haben, weil sie sie für Bildinhalt hielten. Ein zweite LD (Cyndi Lauper in Paris - etwas Kontrastprogramm...), die ich als "Beifang" mit dem Player zusammen gekauft hatte, sah nicht besser aus.
Da war die Frage: Anderen Player kaufen? 2. Disk kaufen? Oder gleich kapitulieren und bei bercy um den VHS Rip betteln? Letzlich hatte er mit ein paar Screenshots meinen Appetit auf En Concert erst richtig geweckt.
Zum Aufgeben war es noch zu früh. Also probierte ich es erst mal mit einer 2. Disk. Nur sah die nicht viel besser aus. Als ich mir verschiedene Capture Durchgänge beider Disks ansah, fiel aber folgendes auf:
[list]
[*]Ein Teil der Fehler wechselt bei jedem Capture. Egal ob von der selben oder der anderen Disk.
[*]Überraschend viele Fehler sind reproduzierbar auf beiden Disks identisch, müssen also vom Master kommen.
[*]Nur sehr wenige Fehler sind reproduzierbar einer der beiden Disks zuordenbar.[/list]
Da kam mir die Idee, einfach mehrere Aufnahmen von beiden Disks zu machen und diese übereinander zu legen. Damit egalisieren sich die zufälligen Fehler und die echten Macken auf den Disks - eh nur kleinere Drop Outs - werden in ihrer Auswirkung um die Hälfte reduziert.
Bingo - damit hatte ich eine Ausgangsbasis die qualitativ so gut war, dass die Rauschfilter drauf arbeiten. Letzlich habe ich beide Disks 6 mal aufgenommen, also 12 Aufnahmen übereinander gelegt. Da meine Capture Umgebung soweit stabil ist, dass es keine dropped/inserted Frames gibt, passte alles optimal übereinander. Das Mergen der 12 Aufnahmen habe ich mit Sony Vegas Pro gemacht, das ich mal zusammen mit einer Kamera erstanden hatte.
Im weiteren Verlauf der Bekämpfung des Bildrauschens fiel auf, dass ein großer Teil der Unruhe im Bild aus Differenzen zwischen den beiden Halbbilder resultierte. Nach langem Probieren half dagegen nur ein Deinterlacing mit simplem ineinanderblenden der Halbbilder. Das schmerzt zwar weil es Bilddetails vernichtet, war aber vom Bildeindruck her das kleinere Übel. Es folgte ein Rauschfilter, etwas Kontrastverbesserung und Nachschärfen. Diese Schritte machte ich mir VirtualDub.
Damit war ich eigentlich fertig. Aber irgendwie hat mich das Ergebnis noch nicht so recht überzeugt. In dem ganzen Prozess hatten die Farben gelitten und die Defizite im Ausgangsmaterial waren immer noch da. Manche Stellen hatten knackigen Kontrast, andere waren einfach verdammt flau. Das hängt jetzt nicht mehr mit den Disks zusammen. Der absolute Helligkeitsbereich war im Video zwischen 0 und 100% ausgeschöpft. Nur sind Helligkeit der einzelnen Szenen einfach extrem unterschiedlich. Ob Absicht oder nicht korrigierte Mängel im Ausgangsmaterial sei dahingestellt.
Dazu kommt, dass in diesem Zeitraum bei ZDFneo die super restaurierten Folgen der ersten StarTrek Staffeln zu laufen begannen. Ok, die hatten den 16mm Film als Ausgangsbasis und damit ganz andere Möglichkeiten. Trotzdem hat es den Ehrgeiz nochmal angestachelt...
Also begann ich rumzuprobieren, mit welchen Mitteln ich selektiv einzelne Szenen unterschiedlich im Kontrast optimieren kann. Zum anderen kam ich dahinter, dass ich zwar mit huffyuv in einem verlustfrei komprimierten Format zwischengespeichert hatte, aber dabei jedes Mal eine Farbraumwandlung zwischen RGB und YUV Farbraum statt fand. Das kostet jedes mal aufs Neue ein Stückchen Qualität, was sich offenbar summiert hat.
Das Ganze endete darin, dass ich den gesamten Verarbeitungsprozess nochmals neu aufgesetzt habe, dieses Mal komplett in AVISynth. Wer es nicht kennt: Es ist eine Art Programmiersprache in der man den gesamten Verarbeitungsprozess beschreiben, das Video z.B. in 1000 kleine Stücke zerlegen, jeden einzeln optimieren und am Ende wieder zusammensetzen kann. Ein AVISynth Skript öffnet man in den Programmen wie ein ganz normales Video. Die gesamte Bearbeitung erfolgt dabei "on the Fly". So kann man dieses Skript z.B. in VirtualDub öffnen, um es dort wieder als AVI zu speichern, oder auch direkt in einem MPEG2 Komprimierer zur DVD Erstellung verwenden.
Am Ende hatte ich das Ganze in ca. 240 Szenen zerstückelt und diese jeweils individuell optimiert. Da der ganze Prozess wie schon geschrieben in einem Rutsch durch läuft, ist auch das Problem mit dem Qualitätsverlust beim Zwischenspeichern hinfällig.
Natürlich habe ich den Schnitt nicht verändert. Die Szenen hängen am Ende wieder exakt gleich aneinander. Man könnte das Spiel noch viel weiter als die 240 treiben. Aber irgendwann war es dann auch mal genug...
Beim Rauschproblem bin ich mir rückblickend relativ sicher, dass die Ursache im Player lag. Die LD Fans empfehlen ziemlich unisono den Pioneer CLD-D925. Würde ich nochmal anfangen, würde ich den probieren.
Für die Techniker hier die verwendeten Filter im Einzelnen:
[list]
[*]Overlay(): Mehrfach kaskadiert für das Mergen und Aneinanderhängen der 24 Ausgangs-AVIs (2 Disks à 2 Seiten à 6 Durchgänge).
[*]Telecide(): Deinterlacing der wenigen, echten interlaced Szenen. Im Wesentlichen waren das die Zeitlupen. Der Rest war schon progressive und blieb daher in diesem Schritt unverändert.
[*]FieldDeinterlace(): Ineinanderblenden der Halbbilder zwecks Reduzierung der Farbfehler.
[*]TemporalDegrain(): Eine Kombination aus vielen einzelnen Filtern. Reduziert das Bildrauschen auf ein Minimum und produziert dabei nur sehr wenige neue Artefakte.
[*]MSUSmartBrightness(): Kontrastoptimierung. Arbeitet Details schön heraus, ohne an anderen Stellen zu überstrahlen.
[*]ASharp(): Zum Nachschärfen.[/list]
Bei der Kontrastoptimierung war die Gratwanderung zwischen Verbesserung der Qualität und dem Erhalt der - natürlich beabsichtigten - düsteren Grundstimmung die eigentliche Herausforderung. Da half nur ausprobieren. Ähnliches gilt für's Schärfen.
Tja - was eigentlich als kurze Aktion gedacht war, hat am Ende ein Vierteljahr gedauert und den einen oder anderen langen Winterabend gefüllt. Aber es hat sich gelohnt und ich habe viel gelernt. Wenn auch die StarTrek Qualität nicht ganz erreicht ist...
Falls ich euch Appetit gemacht habe: Player gibts bei eBay, Disks bei cdandlp.com und der nächste lange Winter kommt bestimmt...
Falls ich hier damit gespammt haben sollte: Sorry! Aber ich musste das einfach nochmal los werden.
