Ich bin nun hin- und hergerissen, das Ganze erst einmal in aller Ruhe sacken zu lassen, oder sofort die Spontangedanken niederzuschreiben. Da ich es aber noch nie bereut habe, spontane Gedanken aufzuschreiben (immer nur umgekehrt), hier ein paar lose Eindrücke...
Das Treffen in Strasbourg war etwas rumpelig aber sehr schön - die "La Stub" macht (ohne es im Netz oder am Türschild zu ändern) neuerdings immer erst am Abend auf, weshalb sich die versammelte Gemeinde spontan (und im einsetzenden Regen) eine neue Gastwirtschaft suchen mußte - und die 3 NachzüglerInnen zum Glück per SMS umleiten konnte. Das war *sehr* schön Leute, und das müssen wir irgendwann in aller Ruhe und mehr Zeit unbedingt noch einmal richtig machen.
imagine treffe ich ja bald bei Zazie in Strasbourg wieder.
Es gab in Strasbourg und auch in Brumath erschreckend wenig vom Film im Aushang, genauer gesagt: gar nichts. 2013 hingen da noch schöne Plakate an den Fenstern.
In Brumath lief er dann in den Sälen 1, 3 und 4 - wobei scheinbar Dolby Atmos nur in 1+3 möglich ist, was die seltsame Aufteilung erklärt. 2013 lief er in den gleich großen Hauptsälen 1+2, jetzt war in Saal 2 ein anderer Film und bis zuletzt 480 Plätze frei, also definitiv keine ökonomische Entscheidung, den Film diesmal nicht dort zu zeigen.
Im Saal 1 begann er mit einer Schrecksekunde... nach dem 10 Minuten Countdown/Werbeblock kam... nochmal der 10 Minuten Countdown/Werbeblock!

Leichte Panik... was machen wir, wenn er dann ein drittes Mal kommt und die ihre blöde Festplatte nicht in den Griff bekommen... aber so hatten wir zweimal den Countdown zum Mitzählen und es kam tatsächlich der Film.
Ja, zum Film... eigentlich würde ich ihn, wie gesagt, am liebsten etwas sacken lassen. Aber ich wüßte auch nicht, was sich dadurch bis zum Dezember groß verändern würde.
OneHitWonder schreibt "Masterpiece", und ich schreibe: "Yes".
Im Restaurant habe ich mich noch mit
farmerproject darüber unterhalten, daß ich von François Hanns eine sehr hohe Meinung habe, da jeder seiner Konzertfilme einen anderen individuellen Stil hatte, und er halt ein "richtiger" Filmregisseur ist, und kein Kunsthandwerker der MTV-Generation. Ich denke auch, "Stade de France" sieht so aus, weil *dieser* Film so aussehen sollte, und nicht weil er es nicht anders hätte machen können. Und dann hab ich mir die Frage gestellt, ob und auf welche Weise "Le Film 2019" wieder individuell sein wird und könnte.
Das besondere an dem Film ist, das er unglaublich authentisch ist. Wobei "authentisch" und "gut" völlig unterschiedliche Schuhe sind - seine früheren Filme waren *exzellent*, aber alle vom realen Erlebnis entfernt. Der "Stade de France" Film hat *nichts* mit dem zu tun, was damals im Innenraum tatsächlich geschehen ist, zu hören und zu sehen war. "Timeless" kam dem im Vergleich sehr viel näher, ich finde ihn brillant, aber wenn ich ihn mir anschaue (vom Kino 2013 bis heute), dann wirkt er für mich nicht wie die Konzerte, die ich gesehen habe.
"Le Film 2019" ist was ich gesehen, gehört und gefühlt habe. So war es, und nicht anders. Für diejenigen, die nicht La Défense waren: Schaut ihn Euch dann im Dezember an, und genau *das* wäre es dort gewesen...
Auch nach knapp 24 Stunden habe ich in der Erinnerung nichts wirklich auszusetzen, jedenfalls nichts von wirklicher Bedeutung.
Im Saal 1 mit Dolby Atmos erschienen mir tatsächlich die Keyboards etwas organischer mit dem Rest der Band verschmolzen, wobei ich nicht sagen kann, ob sie tatsächlich etwas mehr Reverb als auf der CD hatten, oder das Dolby Atmos in dem großen Saal "analog" dafür gesorgt hat. Ich fand aber den Sound gefühlt noch einmal roher und echter als auf CD, vor allem Madames Stimme. Da hörte man jede kleine Unsicherheit, was unglaublich echt und real wirkte, das war *wirklich* der Eindruck vom Live-Sound in der Arena.
Ich habe bei "Ainsi Soit Je..." genau aufgepaßt und
keine der "Geisterstimmen" von der CD gehört! Was zum Kuckuck ist da los, entweder ich war so von den Bildern abgelenkt, daß ich sie überhört habe, oder die gehören da tatsächlich gar nicht hin. Hat die Audio-CD ein Praktikant hopplahop unter Zeitdruck aus den 5.1 Mastern gemischt, und dabei bei den Keyboards zu wenig Reverb reingedreht und bei "Ainsi Soit Je..." einen Fetzen vom Audio-Kommentar reingelassen...??
Sting ist tatsächlich... schön für sie, und für ihre internationale Reputation (so sie eine wollen würde), aber - so pervers wie das klingt - ihre eigene Performance in den anderen 8 Konzerten als kleiner dunkler Strich auf der Bühne allein mit den gigantischen 7 Screens am Himmel war zehnmal eindrucksvoller. Wenn ich einen Wunsch an François Hanns frei hätte, dann einen Alternativ-Clip ohne Sting als Bonus auf der Disc...
Eine einzige Sache, die ich vermisst habe, waren die weißen "Spinnfäden" aus Licht, die bei "M'Effondre" in den großen Lichtraum geschossen sind, als wollten sie auch noch La Défense in einen Konkon verwandeln. Das sieht man gut in dem Bootleg-Film von Juan & Virgile. War das gar nicht als Metapher gedacht? Ich liebe sowas...
Und schließlich wären da noch die Bildeffekte bei "L'Horloge" (bei der "Zwiesprache" im Text reduziert sich kurz die Farbsättigung und es lösen sich "Geisterfiguren" von ihr als dünner weißer Nebel). Das fände ich extrem stark in einem separaten Video-Clip, wenn das eine Single wäre, aber ich empfinde es als kleinen Stilbruch im Film, da er nirgendwo sonst so etwas verwendet. Aber das ist keinerlei Problem, nur eine kleine Merkwürdigkeit.
Alles andere, was man über den Film noch erzählen oder urteilen könnte, wurde bereits über die Konzerte selbst geschrieben. Er ist absolut authentisch, verfälscht die Konzerte in La Défense in keiner Weise und ist für mich zwar konkret nicht "der beste Konzertfilm aller Zeiten" (da steht bei mir Bercy 2006 im Buch, und solange Kate Bush keinen 2014er Film hervorzaubert, der dann auch erstmal auch nur ansatzweise mit der filmischen und dramaturgischen Qualität mithalten müßte) - aber er ist der authentischste Film, den ich kenne, und einer der wenigen Konzertfilme, der es tatsächlich schafft, eine Wirkung und ein Gefühl zu erzeugen, das dem in der realen Halle wirklich nahe kommt.