Irgendwie ist mir aufgefallen, dass dieses Interview hier fehlt, oder habe ich es übersehen?
Jedenfalls finde ich das voll interessant. Erschienen am 21November 2022.
https://www.lejdd.fr/Culture/exclusif-m ... er-4148713
Ich habe angefangen, mithilfe Schwarmwissen und eigener Interpretation das sinngemäß ins Deutsche zu transkribieren Also es weicht etwas vom genauen Wortlaut ab. Bin auch noch nicht fertig, aber hier mal der erste Teil davon….
EXKLUSIV Mylène Farmer vertraut sich dem JDD an: "Ich habe fast alles aufgegeben".
INTERVIEW - Am 25. November veröffentlicht Mylène Farmer ein neues Album mit dem Titel "L'Emprise". Sie äußert sich nur selten. Für das JDD, lüftet die Sängerin einen Teil des Schleiers, und offenbart sich wie nie zuvor.
Von Jérôme Béglé
Mylène Farmer ist ein einzigartiges Buch der Rekorde. In der vier Jahrzehnte währenden Karriere, seit der Veröffentlichung von Maman a tort im März 1984, hat sie acht diamantene Schallplatten gewonnen. Fünf davon, mit mehr als einer Million Verkäufe
Für ihre Nevermore Tour, die am 3. Juni in Lille beginnt, wurden bereits 550.000 Tickets verkauft. Sie wird als einzige französischsprachige Künstlerin, 13 Stadien in Frankreich, Belgien und der Schweiz füllen.
Avant que l‘ombre... À Bercy hält den Verkaufsrekord für eine Musik-DVD: 500.000 Exemplare. Schlussendlich, könnte man die Beispiele vervielfachen - Sie ist die einzige Sängerin, die mit Point de suture, das im August 2008 erschien, und Bleu noir, das im Dezember 2010 erschien, zweimal alle Singles eines Albums an der Spitze der Top 50 platziert hat, übrigens die erste LP mit den meisten Downloads in einer Woche aller Zeiten.
Deshalb ist die Veröffentlichung von L'Emprise, ihrer ersten Platte seit 2018, am 25. November ein Ereignis.
Ihre Interviews sind selten, ja sogar außergewöhnlich, so sehr widerstrebt es der „jung gebliebenen“, über sich selbst zu sprechen, ihre Betriebsgeheimnisse preiszugeben, und wer sie wirklich ist.Für das JDD lüftet sie einen Teil des Schleiers und offenbart sich wie nie zuvor.
Le Journal du Dimanche: Mitten in der MeToo-Zeit bringen Sie ein Album mit dem Titel L'Emprise heraus. Ist das ein Zufall?
Mylène Farmer: Ja. Das Thema hat sich mir außerhalb jeglicher Aktualität aufgedrängt. Wer hat nicht schon mal, den Weg einer Person gekreuzt, die als narzisstischer Perverser bezeichnet wird? Wer hat nicht schon mal, unter dem Einfluss einer solchen Person gestanden?
Ob weiblich oder männlich, spielt keine Rolle. Es ist egal, ob sie hochsensibel sind oder von nagenden Selbstzweifeln geplagt werden..Wichtig ist, dass man sie erkennt und versucht, gegen diese Umklammerung anzukämpfen. Das ist ein Thema, das mich erschüttert und mich oft in Rage bringtIch bin natürlich sehr bewegt von der Einsamkeit der Opfer, die sich im besten Fall erst nach vielen Jahren Gehör verschaffen könnenIch bin wütend, weil sich die Opfer gegen ihren Willen isolieren und einschließen, indem sie etwas hinnehmen, was kein Mensch tolerieren sollteIm weiteren Sinne finde ich das Thema der Einflussnahme universell. Es gibt eine Form der Einflussnahme in allen Bereichen, in denen der freie Wille und das freie Denken untergraben werden.
Le Journal du Dimanche: Mit welchen neuen Künstlern arbeiten Sie zusammen? Und was hat Sie zu der Auswahl geführt?
Mylène Farmer: Was mich bei meinen Entscheidungen leitet, ist die Lust. Sie muss von mir und denjenigen, mit denen ich zusammenarbeite, ausgehen.
Woodkid kam zu mir, aber ich hatte schon lange den Wunsch, mit ihm zusammen zu arbeiten . Er ist sehr Talentiert.Ein Künstler, der nie aufgibt, mittlerweile ein Freund. Er ist auch ein bescheidener und gebildeter Mann, der neugierig auf alles ist. Ich fand mich in seinen symphonischen Orchestrierungen wieder. Wir sind eigentlich Zwillinge, hin- und hergerissen zwischen Licht und Schatten. Wir dachten, das würde uns gut beschreiben.
Woodkid hat mich auch so weit gebracht, dass ich ein anderes Ich entworfen habe, einen Avatar. Er vermittelt mir übrigens, überhaupt nicht den Eindruck eines seltsamen Fremden...
Alle Titel von Woodkid sind sehr cineastisch. Er ist ein Mann der Bilder, das macht seine Einzigartigkeit aus. Yoann [Woodkid] wünschte sich Yvan Cassar, der das Klavier zu Invisibles und Ode à l’apesanteur wunderbar gespielt hat.
Le Journal du Dimanche: Es gibt auch ein Wiedersehen mit den Briten von Archive, mit denen Sie bereits 2010 für das Album Bleu noir zusammengearbeitet haben...
Mylène Farmer: Es hat mir sehr viel Freude bereitet, Darius, den Komponisten, wiederzusehen. Er ist mittlerweile auch ein guter Freund. Der hervorragende Bassist Jonathan Noyce steht bei allen Auftritten mit mir auf der Bühne. Er ist ein Glücksfall Es gibt wirklich einen Archive-Sound, den man schon bei der ersten Note erkennt. Eine weitere Zusammenarbeit, die mir sehr am Herzen liegt, ist Moby. Er hat mich kürzlich gebeten, ein Auszug eines Gedicht einzusprechen für einem seiner Titel. Ich selbst hatte ihn bereits um Titel für mein neues Album angesprochen. Alles an ihm begeistert mich Ein Künstler, der Sinn für Melodie und Rhythmus hat. Er ist ein Marsianer (Außerirdischer) ,[lacht] und mein musikalischer Freund.
Le Journal du Dimanche: Ihr Album strahlt noch mehr Ernsthaftigkeit aus als die vorherigen. Ist es Ihr Gemütszustand oder die Zeit, die Sie zu einer solchen Neigung veranlasst?
Mylène Farmer: Es ist schwer, nicht erstaunt zu sein über diese Zeit, in der wir das Ende einer Welt (Epoche) erleben… Dadurch entsteht eine große Leere und ein mentales Chaos. Es zeichnet sich eine neue Welt (Epoche) ab, deren Umrisse wir nicht genau kennen. Sicher ist nur, dass der Übergang von einer Welt (Epoche) in die andere wahrscheinlich mit Gewalt verbunden sein wird. Das ist sehr beängstigend. Für einige ist das "Wozu" vorherrschend, für andere ist es der Wunsch nach Freiheit, sich von allem zu befreien, und für viele ist es die kalte und schreckliche Angst vor dem nächsten Tag. Was mich betrifft, so gibt es auch die Selbstbeobachtung... Mit der entscheidenden Frage: "Was ist wichtig in meinem Leben?"
Lange Zeit war ich nicht in der Lage, auch nur einen einzigen Satz zu schreiben ... Ich dachte daran, alles aufzugeben. Dann kam es auf einmal. Ich war wie die steigende Flut...
Le Journal du Dimanche: Das Leben einer Künstlerin teilt sich auf zwischen Schreiben, Aufnehmen und Auftritten, was ist Ihnen lieber?
Mylène Farmer: Das sind drei intime Momente. Das Schreiben ist der Moment, in dem man die Worte und die Emotionen verknüpft. Die Aufnahme ist die Entscheidung der Interpretation, die den Worten einen Sinn verleiht. Und die Bühne ist der Höhepunkt, das Teilen... Schließlich! in einem Wort: das Wesentliche - das Publikum.