imagine hat geschrieben: 24. Sep 2024, 14:26
Was ist denn der zweite negative Eindruck neben Sextonik?
Über „Sextonik“ lege ich mal den Mantel des Schweigens, und die Tatsache (gilt aber für mehrere Alben) das die Texte nicht in der Reihenfolge abgedruckt sind wie sie auf dem Album sind.
"Mancher betrachtet die Kunst am liebsten mit verschlossenen Augen, damit die Phantasie nicht gestört werde".
Friedrich von Schlegel
Auf meinem Sprüche-zum-abreisen-Kalender stand genau heute dieser extrem für die Sache passende Satz:
"Mancher betrachtet die Kunst am liebsten mit verschlossenen Augen, damit die Phantasie nicht gestört werde".
Friedrich von Schlegel
Dieser Post bezieht sich auf Antworten in diesem Threads. Ich habe die Antworten gelesen, mich aber entschieden mit diesem Post zu warten bis ich alle Alben abgeschlossen habe. Achtung: Es ist wird ein langer Beitrag und auch ein bisschen persönlich. Ich will mich dafür eigentlich nicht rechtfertigen müssen, habe aber das Gefühl das ich das hier besser mal niederschreibe. Außerdem habe ich die meisten Punkte schonmal versucht zu erklären, nur dieses Mal ein bisschen ausführlicher. Ich hoffe es ist sachlich, also bitte nicht angegriffen fühlen!
Gleich zu Beginn: Ihr habt Recht! ABER trotzdem ist es nicht mein Ansatz. Alle „Fehler“ waren mir vorher bewusst und gleichzeitig habe ich sie in Kauf genommen.
Ich dachte eigentlich das mit der Einleitung verständlich ausgedrückt hatte:
„Die Idee dieses Threads ist das ich meine Eindrücke des ersten Hörens der Discographie (beschränkt auf die 12 Studioalben sonst wird man ja nie fertig) poste, ohne Kennzahlen was sind die Hits, was war ihr wichtigstes Album etc, vielleicht ist das für „Alteigesessene Fans“ mal eine Möglichkeit eine andere Sicht draufzubekommen. Alle 12 Studioalben sind im Besitz (bzw unterwegs, da hab ich jetzt mal kurzen Prozess gemacht) und werden bewusst NICHT chronologisch angegangen.
Ich hoffe es ist ok das ich das alles in einem Thread poste. Dabei werde ich weniger Song by Song gehen als allgemeine Eindrücke die mir beim hören eingefallen sind, ohne Rücksicht auf Vollständigkeit oder Namen der Musiker etc, mir gehts rein um das was die Kunst mir gibt.“
Sogar in meinem Vorstellungspost: „ich habe auf jeden Fall vor meine ersten Höreindrücke der Alben nach und nach in den entsprechenden Threads zu posten, die sind natürlich SEHR subjektiv und aus der Sicht eines Newbies ohne Kontext ihrer Entwicklung etc“ Und ja, es gab auch direkt den Tipp es chronologisch anzugehen, aber wenn ihr diesen Post liest wird ihr vielleicht verstehen warum ich es nicht so gemacht habe.
Die Strategie habe ich bewusst so gewählt. Nur die ersten zwei Alben habe ich auf Empfehlung als Einstieg genommen. Die ganze Sache war auch so nicht geplant. Ich dachte mir „ich hör jetzt mal eins“ und dachte mir „wenn beide gut sind höre ich mal weiter“. Mir war klar das es verschiedene Phasen gibt, aber es ging erst mal nur um den Einstieg. Aber als ich dann das erste davon, „Avant que l’ombre“, hat es mich schon mal so angefixt das ich nach ein paar Songs dachte „das ist eine Discographie zum entdecken“ und hatte sofort die Idee das so zu machen. Bei Youtube gibt es seit ein paar Jahren diese „Reaction Videos“, wo Leute zum ersten Mal irgendein Lied hören und darauf reagieren. (Ich finds bescheuert, aber jedem das Seine) Im Prinzip sind diese Beiträge wie ein Reaction Video, nur zum lesen und hoffentlich mit mehr Wert.
Damit alle Alben einen gleichen ersten Eindruck bekommen hätte ich also entweder direkt chronologisch anfangen müssen oder nach den ersten zwei Alben mit dem Debüt weitergemacht und dann die Discographie von alt nach neu durchgearbeitet. Dann wären aber in der Mitte die zwei erstgehörten gekommen und hätten schon einen „Vorsprung“ zu den anderen. Das wollte ich aber gerade nicht.
Mein Ansatz ist alles andere als objektiv und an der Geschichte orientiert, das ist mir vollkommen bewusst. Mir ist auch bewusst das jedes Album eine Reaktion auf das Album davor ist, dafür bin ich auch schon viel zu lange Musikfan, habe mir zig Dokus von Bands angesehen die ich mag bzw Bücher gelesen.
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Beim hören des letzten Albums kam mir aber noch eine letzte Ergänzung an dieser Stelle:
So wie ein Album für einen Künstler die Reaktion auf seine schon bestehende Kunst ist, so ist für mich als Hörer das Album welches ich aktuell höre auch eine Reaktion auf das Album was ich zuvor gehört habe. Wenn ich vorher ein Leonard Cohen Album gehört habe und darauf etwas von Metallica ist für mich eher die Balance gegeben als wenn ich ein Pink Floyd und dann ein Saga Album hören würde. Ich, für mich gesprochen, brauche den Kontrast, die Abwechslung. Man kann sogar noch weitergehen und das Prinzip auf die Reihenfolge der Songs auf dem Album anweden. Aber, fast noch wichtiger, man kann es auch auf den Hörer anwenden: Denn wenn ich ein Album oder ein Künstler entdecke dann gehe ich mit meinem Leben, also meinen Erfahrungen und meiner musikalischen Prägung, meinen Werten etc, in die Sache hinein. Für die Kunst braucht es immer zwei: Den Erschaffenden und den Konsumierenden.
Nach dem jeweils einmal hören kommen gibt es drei Alben die bei mir am positivsten in Erinnerung geblieben sind. Ohne das jetzt groß nachzuschauen sondern rein nach Gefühl und ohne Erklärung:
Platz 3 Monkey Me
Platz 2 Désobéissance
Platz 1 Bleu noir
Anhand dessen was Mylène im Moment auf der Setlist stehen hat, von den Alben kommt garnix, außer ein Song von „Bleu noir“. (Variationen jetzt nicht nachgeschaut, einfach eine Setlist genommen von 2023). Mag sein das dieses Ranking, was sich ja immer ändern kann, nicht ganz korrekt ist. Na und? Wenn ich jetzt die Alben 5 mal chronologisch höre und es bleibt so dann ist es halt so. Mylène wird es nicht kratzen. (Vielleicht sogar freuen?)
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Zurück zum eigentlich schon fertigen Text und zum chronologischen entdecken: Ich wollte aber mal bewusst mit dieser „Regel“ brechen. Wieder zurück dahin gehen als ich damals Musik ohne Internet und ohne Geschichte entdeckt hatte.
Wir hatten Teile der Genesis Alben „We Can’t Dance“ und „Invisible Touch“ im Auto. Genesis habe ich dann nach und nach entdeckt. (Bzw auch Phils Soloalben) Ich habe keine Reihenfolge eingehalten. Alles was ich hatte was im Booklet der 1994er Remasters eine Liste der Alben. Funfact der mir hier einfällt: Bei „Seconds Out“ steht im Booklet bei den Credits: All Drums Chester exept:
Robbery, Assault And Battery – Keyboard Solo Phil
Des englischen noch nicht so mächtig dachte ich Phil hat das Keyboardsolo gespielt und mich gewundert „wow ist das ein geiler Keyboarder“. Oder auch bei „Three Sides Live“ als man bei „One For The Vine“ nach der Hälfte in einen neuen Track (Nummer 5) gegeben hat (sollte „Fountain Of Salmacis“ sein) und Track 6 (was „It/Watcher Of The Skies“ sein sollte) waren dann „Fountain“ UND „It/watcher“ und Track 5 war „One For The Vine Part 2“. Das hatte alles gebraucht zu realisieren ohne Internet, aber ich habs „zurechtgerückt“. Genauso wenn bei Kassettenmixtapes das letzte Lied nicht auf die Seite gepasst hat. Ich kenn heut noch die Stelle wo der Schnitt war. Das sind alles so Dinge die heute wegfallen und das eigene Entdecken der Musik ohne die Außeneinflüsse für mich so wertvoll gemacht hat und ich mich ein bisschen danach zurücksehne. Als ich Phil zum ersten Mal hörte, bzw ein Konzert im TV sah, war ich drei. Also habe ich, neben anderen typischen Kindheitssachen, auch Phil und Genesis so früh entdeckt das ich dieses kindliche nicht immer „korrekte“ Entdecken schon sehr früh verinnerlicht habe und es völlig normal finde. Normalerweile fängt man solche Acts ja eher in der Pubertät oder später an zu entdecken wenn man schon ein bisschen reifer ist.
Dazu kommt noch: Wenn man die Musik eines Acts entdeckt nachdem er stattgefunden hat (oder im Falle von Mylène schon viele Alben gemacht hat) geht man anders ran wie wenn man von Anfang an live dabei ist und es verfolgt, z.b. „ohje, jetzt ist es zu poppig etc“. Wer Genesis heute entdeckt kann ja frei wählen wo er eingsteigt, will er den Prog oder den Pop. Wenn man in den 70ern dabei war ist es vielleicht was anderes.
Ich habe dann um die Zeit auch mal eine Biographie von Phil gelesen aber da hatte ich die Alben schon…. Also, natürlich bauen Mylènes Alben aufeinander auf und natürlich verzerrt meine Reihenfolge das Ganze. (Vielleicht eine Idee für einen Thread für zukünftige Newbies eine Empfehlung der „korrekten“ Reihenfolge zu geben?) Bei Genesis habe ich das auch durcheinander gehört und dann als ich alle Alben hatte auch mal chronologisch. Da kannte ich vieles aber schon ein paar Jahre. Die Entwicklung verstand ich dann immer mehr. Das war aber ein Zeitraum von Monaten, vielleicht sogar Jahren. Wohlgemerkt war ich da in der Schule und hatte auch lange nicht so viel Alben zum hören wie heute. In einem Sommer alles zu erfassen heutzutage ist kaum möglich, zumal ich ja auch andere Acts höre bzw auf Konzerte gehe.
Wie oben geschrieben spielt ein Blick auf die Zeit des Entdeckens von Musik vor dem Internet eine Rolle. Da veröffentlicht zum Beispiel Linkin Park das erste Lied mit einer neuen Sängerin und bevor man einen Ton gehört hat wird man schon mit der Meinung anderer bombadiert, davon wollte ich weg. Da ich von Mylène eben noch nix kannte und komplett „weiss“ war wollte ich die Chance nutzen mich mal nicht an die „korrekten“ Vorgaben zu halten welches Album nun ihr wichtigstes ist oder nicht. Wenn ich das mal chronologisch höre dann kommt der Aspekt dazu, dann höre ich „ok das Album ist eine Reaktion auf das etc“ … Das ist alles noch in der Zukunft, ich bin 37, warum soll ich mir das alles in so kurzer Zeit reinhauen? Ich habe noch Zeit. Das lässt sich nachholen und der Eindruck eines Album ändert sich, zumindest bei mir, sowieso immer. Musik die ich mit 17 höre trifft einen anders als die gleiche Musik mit 27 oder 37, da spielt soviel mit rein. Beim hören klammere ich sowieso immer alle Fakten aus. Da geht es nur um den Song und mich. Egal ob Song x ein Hit war und Song y nicht, deswegen habe ich auch nicht nachgeschaut was die Hits waren. Ich wollte das erst nach dem hören wissen.
Al Stewart: Sicher ist „Year Of The Cat“ das „größere“ Album als der Nachfolger, aber ich glaube sollte ich ihn irgendwann mal treffen und ihm sagen das mir „Time Passages“ besser gefiele (hypothetisch) glaube ich nicht das er mir dafür eine reihauen würde. Bei aller Reaktion von einem Album auf das vorherige und das danach: Der Künstler macht das Album erst einmal für sich und dann bringt er es raus und dann ist es außer seiner Kontrolle was damit passiert. Bei Songs wie „Born In The U.S.A.“, wo eine Erklärung zum Helfen des Missverständnisses sinnvoll ist, kann ich das noch verstehen. Oder auch bei einem Konzeptalbum: Kurze Erklärung „Das ist ein Konzeptalbum über den Bau und Fall der Berliner Mauer“ (Zum Beispiel) und fertig … Bitte nicht alles direkt zu genau erklären. Wenn dann Jahrzehnte später ein Dr. Mark Bell ein Buch über „The Lamb Lies Down On Broadway“ schreibt und ich das schon über 20 Jahre kenne dann lese ich das gerne weil dann bereichert es meine Einsicht. Aber ich möchte Musik unbefangen entdecken können. Um die Fakten kümmere ich mich dann schon noch. Mir war die Musik immer wichtiger als die Fakten. Nicht „das Album ist das erfolgreichste, das hat soviel Millionen verkauft“, das ist für die Statistik interessant aber wenn mir der Vorgänger oder Nachfolger besser gefällt dann ist das eben so.
Es besteht durch den Ansatz die Gefahr das ich etwas falsch einordne ABER: Wenn ich DANN die Geschichte lese bereichert es meine vorhandenen Eindrücke. Ich habe das Gefühl das man ein bisschen verlernt hat Musik unbefangen, eben ohne die ganzen Fakten drumherum, zu hören und sich dem Song bzw Album wirklich neutral hinzugeben. Ich KANN das im Kopf zurechtrücken und dann lache ich über meinen ersten Eindruck. Trotzdem bin ich froh das ich es so entdeckt habe.
Ich finde ein Künstler soll das Album veröffentlichen und ich als Konsument projeziere mich da hinein, so wie es der Künstler auch gemacht hat. Ob das die gleiche Bedeutung hat? Ich kenne ein paar kleine Künstler bei denen ich ein Song gehört habe und ihnen gesagt habe was er für mich bedeutet und ihre Motivation eine ganz andere war. Aber sie waren immer dankbar weil es ihnen dann selbst einen neuen Blick auf ihre Kunst bringt. Oder aktuelles Beispiel: Das neue David Gilmour Album. Natürlich kann ich es hören und denken „ok, das Album vorher war so, das hier ist so“, aber ich will das Album erst für sich stehen haben. Warum muss ich alles sofort einordnen? (Verstehe den Ansatz für Musikmagazine, aber davon abgesehen…) Ein Album ist immer eine Reaktion auf das davor, aber es kann und sollte auch für sich stehen können, finde ich. Sicher kann ich „Abacab“ hören mit dem Gedanken „sie haben das gemacht weil sie sich vom Prog befreien wollten“ … ich höre es aber lieber und denke mir „geile Songs“.
Einschub „Abacab“: Hier ist die ganze Sache sogar zu einem positiven Ende gekommen. Denn durch dieses „kindliche“ hören der Mylène Discographie habe ich mich wieder erinnert warum ich „Abacab“ so toll finde: Es war das erste gekaufte von Genesis weil nur das im Sortiment war. Es waren keine Hits darauf die ich auf Kassette kannte, es waren keine Songs auf dem Knebworth Konzert 1992 gespielt worden was wir auf VHS aufgenommen hatten, es war eine „blank canvas“.
Jetzt durch diese neue alte Art zu hören wird mir das wieder bewusst und dadurch würde ich mich sogar festlegen das „Abacab“ mein Lieblings Genesis Album ist und mit „Dance Into The Light“ von Phil sind beide zusammen meine Nr1 Alben ÜBERHAUPT. Letzteres war meine erste gekaufte CD und ich konnte sie ebenso ohne Ballast entdecken und, trotz das ich einige Alben vorher auf Kassette hatte, war das Album damals neu erschienen und ich habe es ohne einordnen gehört. Beide Alben haben Lieder die ich immer wieder neu entdecke und mich trotzdem an das hören damals erinnere. Und seit der Mylène Sache merke ich das ich wieder mehr bewusst auch andere Musik genau so höre. Es fällt mir wieder leichter mit den Ohren meines inneren Kindes zu hören, alleine das war die Erfahrung wert es nicht so machen wie es „sinnvoller“ wäre.
„Gefahr der verzerrten Wahrnehmung“: Fakten sind Fakten, also wenn Album X ein wichtiges Sprungbrett war, Album Y der Flop schlechthin, dann steht das fest. Wenn mir aber Album Y besser gefällt weil es mehr meinen Geschmack trifft oder mich irgendwas daran emotional mehr anspricht dann können die Fakten sein wie sie wollen. Damit zum nächsten Punkt: Emotion
Ich bin ein sehr emotionaler, feinfühliger Mensch, wenn ich Berichte schreibe dann sind Fakten sicher wichtig, aber sie sind mit das langweiligste. Denn die Fakten kann man überall nachlesen, da hat der Bericht keinen Mehrwert. Anhand des Feedbacks was ich so bekommen habe denke ich das die Stärke meiner Berichte darin besteht das ich das Subjektive, die Emotionen hervorhebe.
Und so geht es mir mit dem hören und erleben von Musik. Dabei spielt eine Sache mit rein die eigentlich persönlich ist aber die jetzt einfach mal Teile in der Kurzversion. Es gibt den Begriff „Hochsensibilität“, das ist keine Krankheit sondern eine Persönlichkeitseigenschaft. Gerade seit der Corona Zeit habe ich da öfter drüber gelesen und ein paar Tests gemacht. Beim fundiertesten hatte ich die Gewissheit das ich eben hochsensibel bin.
Die genaue Definiton kann man bei Wikipedia oder anderen Seiten nachlesen, auf die Musik bezogen: Man nimmt Musik sehr tief war, aber auch alles andere. Man hat keinen eingebauten Filter, sprich man ist dann im Kopf auch schneller leer als andere.
Darum plane ich meine Reisen bzw Konzerte auch spezifischer, weniger Konzerte an Arbeitstagen da ich dann auch Zeit brauche um die Eindrücke zu verarbeiten. Das sind dann auch nicht nur die Eindrücke vom Konzert selbst sondern auch alles drumherum. Da muss ich mich gerade vorher dann auch fokusieren das ich noch genug „Kapazität“ (klingt jetzt schlimmer als es ist) für den Abend habe. Im Urlaub zum Beispiel habe ich gemerkt das es sinnvoller ist an einem Tag mit Konzert vorher nicht noch drei Museen zu besuchen, etc, sondern weniger ist mehr.
Daher habe ich dann lieber eine kleinere Runde von Leuten mit denen ich vorher erzähle, je mehr Leute desto mehr Eindrücke. Dazu kommt: Ich bin kein Schnellredner sondern versuche meine Worte mit Bedacht zu wählen und brauche meine Anlaufszeit, no surpise: I hate smalltalk. (In der Zeit sind natürlich schon drei Leute in die Redepause eingesprungen und bis ich dann dran bin ist das Thema schon durch, was auch als mal nerven kann, aber so ist es dann eben)
Oder auch wenn ich eine Band auf der gleichen Tour 2x sehe. Dann habe ich nie 2x den gleichen Abend selbst bei gleicher Setlist. Da spielt Tagesform mit rein. Den Bands geht es auch so aber mir geht es mehr um die Bedeutung der Songs in dem Moment.
Ich bin dann nicht im Raum und höre bzw beobachte nicht nur die Band wie sie den Song spielt sondern bin in dem Song drin, in den Tönen, so doof das jetzt auch klingt. Alles andere was mich davon ablenken würde (Handy, Fotos etc) lasse ich sein. Das Handy ist nicht stumm sondern aus. Im Idealfall bin ich in einem Flowzustand wo jeder Titel für sich steht und alles zu einem riesen Klumpen an Eindrück wird der dann nach und nach aufgedröselt wird. Daheim wenn ich dann ein Titel höre dann kommen manche Dinge wieder.
Wenn ich dann eine Band gesehen habe und davon einen Song oder Album höre was ich lange kenne dann sind es weniger die alten Eindrücke von vor 20 Jahren, die natürlich da sind, sondern immer was der Song mit gerade JETZT sagt. Wenn ich einen Song höre der mich NUR an früher erinnert dann bin ich mit ihm durch oder brauche eine Pause, das ist für mich dann reine Nostalgie und nicht gelebt. (Da ist es auch egal ob es ein riesen Hit war oder nicht...)
Und genau diese Eindrücke sind es dann die ich einfach ungefiltert aufgeschrieben habe, ohne Rücksicht auf Richtigkeit der Geschichte. Das war mir bewusst, aber ich dachte es wäre vielleicht für die „alteingesessenen“ Fans eine neue Art an die Alben herranzugehen, eben mit ein paar dieser Eindrücke. (Die geschichtlich inkorrekten natürlich außen vorgelassen, aber das wisst ihr ja dann selbst). Nichts finde ich langweiliger als ein Album zu hören und vorher die Fakten darüber zu lesen. Nein, ich merke sogar das ich nach vielen nerdigen Jahren eher wieder versuche davon wegzukommen und die Songs für sich stehen zu lassen und nicht direkt wissen zu wollen worum es geht bzw ein „Making Of“ zu sehen. Später sehr gerne. Kate Bush hatte mal gesagt der Grund das es von der 2014 Reihe keine DVD gab war das sie wollte das sich jeder der nicht dabei war sich selbst das Konzert vorstellen solle wie er meint das es war. Früher habe ich bei Livealben ohne Video auch kein Bild gehabt und mir die Bühne oder den Look der Leute anhand der paar Bilder im Booklet versucht vorzustellen. Das ist natürlich ein Sakrileg was die visuelle Seite angeht aber es regt meine eigene Innere Fantasie an.
Es ist ja nicht möglich für andere Leute zu sprechen aber ich kann ein Album hören mit den basierten Fakten und sie trotzdem beiseite legen. Sicher hatte zum Beispiel „Foxtrot“ einen größeren Einfluss auf die Musikwelt als „Abacab“ aber ich kann beide gleichwertig hören, sie für sich stehen lassen UND die Fakten wahrnehmen das „Foxtrot“ wichtiger war aber ich kann trotzdem „Abacab“ besser finden und ich glaube nicht das Genesis mich dafür killen würden. Kunst ist immer subjektiv, die Fakten sind es nicht. Beides kann für mich genau so friedlich nebeneinander existieren wie „Supper’s Ready“ neben „Hold On My Heart“.
Mir geht es auch nicht darum in einem Beitrag zu schreiben das meine Eindrücke das einzig Wahre sind. Sie sind genau so wichtig oder unwichtig wie die aller anderen Konsumenten des gleichen Albums. Und da bereichern mich andere Meinungen genau so. Sonst wäre ein Forum auch sinnlos. Mir ging es nur darum das ich meine ERSTE Meinung zu einem Song so ungefangen wie möglich, ohne die Meinung anderer bilden möchte. DANACH hab ich kein Problem damit, aber ich möchte Musik zunächst wirklich pur erleben, vielleicht auch zwei oder drei Durchgänge das es sich erst mal festigt. Aber auch das wollte ich auch dieses Mal nicht sondern wirklich den ersten Eindruck ungefiltert. Wenn sich das dann wie ein 10 Jähriger im Körper eines 37 Jährigen liest, dann ist es diese kindliche Art des Entdeckens ...
Vielleicht mag ich Song X nicht so sehr und lese einen Beitrag von einer Person darüber. Vielleicht verbindet diese Person was damit und ich kann den Song unter diesem Beitrag wieder neu entdecken. Ich weiß das mich keiner von euch persönlich angreifen wollte, wirklich nicht … Rational kann ich das verstehen, ihr wollt das ich nicht auf den „falschen Pfad“ kommt, und das „falsch“ ist für die Fakten gedacht, das weiß ich … Das war bei diesem Anhören auch nicht das Ziel davon und ich habe die Reihenfolge schon zufällig gewählt aber zumindest versucht die Phasen zu vermischen und nicht „Phase x“ dann „Phase y“ zu machen, ich wollte ein breites Bild haben um erst garnicht in die „Falle“ zu tappen wie es bei Genesis „Collins“ vs „Gabriel“ vs „Wilson“ Ära sein würde. Die Entwicklung kann ich dann chronologisch immer noch hören und dazu dann lesen „das Album hat sie gemacht weil“ … Aber mein Ansatz war bewusst ganz anders. Ich finde es hätte, selbst als Newbie, keinen Mehrwert gehabt die Alben drei Mal zu hören inklusive der Fakten und DANN die Eindrücke abzugeben, quasi das Ganze „korrekt zu machen“. Daher auch der Threadtitel „Eindrücke eines Newbies“ bzw ich hab noch ein „ERSTE“ davorgesetzt damit es klarer wird, war mein Fehler.
Jedenfalls: Emotional muss ich sagen das ich mich schon … Nicht verletzt verletzt gefühlt habe, aber ich hatte eigentlich gehofft das man mein Ansatz mehr verstanden hätte als es GEFÜHLT der Fall war. Da bin ich jetzt auch mal ehrlich. Auch wenn ich es nicht als persönlichen Angriff empfunden habe muss ich sagen das ich mir mehr Akzeptanz bzw Respekt dafür gewünscht hätte. MANCHES kam mir ein bisschen von „oben herab“ vor. (Nur so kann man sie richtig entdecken, das ist nicht der richtige Weg) … dann wäre, wie oben geschrieben, vielleicht ein „Wie entdeckt man Mylène „korrekt“ Guide etwas das die Seite bereichern würde für zukünftige Neulinge?
Meine Eindrücke sind nicht mehr oder weniger wichtig als die von anderen, egal wie lange sie Fan sind. Wenn manche auch zunächst faktisch falsch sind ... Aber so weit bin ich eben noch nicht. Ich habe auch, außerwas die Hits waren, immer noch keine Infos über die Alben gelesen weil ich Schlüsse auf eines hätte ziehen können was davor kam oder danach.
Vor dem Internet hat man auch nicht alles richtig entdeckt, bzw brauchte länger bis man alle Infos hatte. Durch das Internet aber kann Fehler sofort korrigieren. Das ist bei wirklich wichtigen Sachen auch sehr gut und von Vorteil, aber beim Entdecken von der reinen Kunst kann es auch hinderlich sein.
Außerdem war es auch nicht der Anreiz dieser Aktion. Ich sage auch nicht das mein Ansatz „korrekt“ war, aber „falsch“ fand ich ihn auch nicht. Im Endeffekt geht es bei Musik, für mich, nur um eine Sache. Es geht nicht um das Genre oder die Verkaufszahlen sondern: Emotion.
"Mancher betrachtet die Kunst am liebsten mit verschlossenen Augen, damit die Phantasie nicht gestört werde".
Friedrich von Schlegel
imagine hat geschrieben: 24. Sep 2024, 14:26
Was ist denn der zweite negative Eindruck neben Sextonik?
Über „Sextonik“ lege ich mal den Mantel des Schweigens, und die Tatsache (gilt aber für mehrere Alben) das die Texte nicht in der Reihenfolge abgedruckt sind wie sie auf dem Album sind.
Sry, das hab ich so nicht herausgelesen .
Plus loin plus haut... j’atteins mon astre... Shakira / Mylène / Blog
Ein wenig hab ich den Eindruck, daß Du mich/uns doch insofern falsch verstanden hast, als daß wir Kritik an Dir geübt hätten... im Gegenthum, Deine Beobachtungen sind sehr aufschlußreich und spannend - und wer die Alben chronologisch hört, wird sie so nicht machen können. Daß sich Madame stets weiterentwickelt hat, und niemals ein erfolgreiches Album (schwächer) kopierte... OK, OK, "Mes Courants Electriques" lassen wir mal außen vor ... hatten wir zwar immer geahnt, aber jetzt wissen wir es.
Es ging auch nie darum, abzustreiten, welche Alben Dir (oder mir, oder uns) am besten gefallen. Ich mache ja häufig das Gedankenspiel, bei berühmten Bands/Künstlern sich das "wichtigste", das "beste" und das "liebste" Album rauszusuchen... und das sind sehr gerne drei verschiedene. Und ganz speziell das "liebste" ist sehr sehr häufig gar nicht mal das beste...
Aber das mit der "verzerrten Wahrnehmung" halte ich nichtsdestotrotz für durchaus gerechtfertigt, zumindest wenn sich "gefällt mir besser" dann eben doch rasch im Urteil mit "ist stärker/besser" vermischt.
Ich mach jetzt noch mal ein schönes krummes Beispiel. Irgendwann in den nächsten Monaten wird wohl der erste Mensch einen Marathon unter regulären Bedingungen unter 2 Stunden laufen (unter irregulären Bedingungen ist das bereits geschehen). Sagen wir mal jemand läuft ihn 1:59:47. Das wird eine Weltsensation sein und der Mensch wird zur Legende.
Nehmen wir mal an, der selbe Mensch läuft dann drei Monate später nochmal, und zwar 1:59:35. Das ist nochmal schneller. Aber es wird nicht mehr so sehr wie eine Bombe einschlagen, denn wir wissen ja dann, daß er's kann - er hat es quasi bestätigt.
Fast forward to a few years later...
10 Jahre danach blickt ein junger Mensch auf die alten Tage zurück und entdeckt den Mann (wieder). Was war dann die größte Leistung? Nun, 1:59:35 ist schneller als 1:59:47, also war das klar die größte Leistung... ever.
Irgendwie richtig gedacht... aber irgendwie auch grottenfalsch gedacht. Die Sensation war das Einreißen einer Grenze, die man jahrzehntelang für unereichbar in der Ewigkeit hielt. Das zweite Mal... war halt die Bestätigung, und auf die -12 Sekunden ist gepfiffen...
Und insofern haben dann wohl beide Ansichten recht, allerdings eine etwas rechter als die andere.
DaMy - besorg Dir vielleicht am besten jetzt wirklich zunächst die alten Videos, zumal sie aktuell noch preßfrisch und lächerlich billig zu bekommen sind. Wir hoffen alle auf eine BluRay, aber bis dahin in diese DVD sehr gut ansehnlich.
Es waren diese Filme, die Farmer definiert haben, und es war/ist vor allem das "Ainsi Soit Je" Album, das da eine Schallmauer eingerissen hatte. Deswegen muß es Dir nicht gefallen (die 80er Produktion ist im Sound sehr schlecht gealtert, wenn auch deutlich besser als *fast* alle anderen Platten *fast* aller anderen Künstler), aber "kopiert" hat sie sich hier halt wirklich so ganz und gar nicht, und wenn Du jetzt mit Deiner Reihenfolge zu diesem Eindruck kamst... dann war das ein Irrtum.
Und in einer (spannenden) Diskussion wie dieser dann eben zu begründen (auch im Detail), warum man selbst andere Gewichte setzt, hat auch nichts mit "oben herab" zu tun... Du meine Güte, wenn man keine Gründe mehr anführen soll/kann/darf, warum man andere Sichtweisen hat, dann enden wir bei diesen zeitgeistlichen Palaverrunden, in denen jeder ununterbrochen Monologe hält und alle anderen stets zu allem nicken, weil jeder Kommentar sofort als Kritik und Angriff aufgefasst würde. Das Endstadium ist dann, daß jeder bloggt und niemand mehr liest... und alle sind glücklich, weil niemand jemals widerspricht.
Meine Einlassungen sollten auch zu keinem Zeitpunkt als Kritik, im Sinne von „du machst alles falsch“ sein, sondern als Anmerkungen zu verstehen sein.
Letztlich habe ich selbst viele Musiker und Bands auf diese Weise kennengelernt, dieser Ansatz KANN also gar nicht falsch sein.
Im Prinzip gibt es auch keinen falschen Ansatz.
Ja, ich hatte umgehend empfohlen, die Alben chronologisch anzuhören, da war mir deine bewusste Herangehensweise aber noch nicht klar.
Nun haste ja alle Alben einmal angehört, beim nächsten (oder übernächsten) Mal kannst du dann ja die Alben chronologisch anhören. Bleibt dir völlig überlassen.
Ich bin jedenfalls gespannt, wie du die Alben findest, wenn du sie mehrmals angehört hast, egal in welcher Reihenfolge.
Bei mir haben sich nämlich durchaus veränderte Ansichten ergeben.
Martins Empfehlung sich mit den (vorerst alten) Videos* zu beschäftigen, kann ich übrigens nur unterstreichen.
* genau genommen sind es Kurzfilme, nicht bloße Videoclips. Das macht die Dinger ja so spannend und interessant.
Damals als ich Mylène entdeckt habe, habe ich auch erst keine Reihemfolge eingehalten. Ich hatte keinen Ahnung am Anfang, wie umfassend ihr Werk eigentlich schon ist. Mein erstes Album war tatsächlich das AQLO live Album, weil ich dachte darauf JTRTA zu finden (Wie gesagt - keine Ahnung) . Das folgende Studioalbum war dann Innamoramnento, was so ziemlich meine Erwartungen erfüllt hat, wie Mylene zu klingen hat.
Das nächste war Anamorphosée _ ich fand es damals maximal schrecklich, weil ich dachte, die Musik muss dieses engelsgleiche melancholische Set beinhalten , wie Innamoramento. Ich habe mich durch die Frühwerke gearbeitet und konnte nicht verstehen, warum das so gehyped wird, ich fands irgendwie - naja geht so . Das hätte es auch gewesen sein können, mit meinem Fantum… aber Mylene ist noch mehr als die Alben, sie ist ein Universum , wo eben ein großer Teil die Clips, es so besonders machen. Je mehr man sich damit beschäftigt, einigermaßen die Texte versteht, die eventuellen Referenzen dazu kennt, dann fällt man auf die Knie, es ist so besonders - ein Universum.
Unabhängig davon wie man die einzelnen Alben findet oder mag, oder welche Songs man präferiert, finde ich das Gesamtkonzept so überwältigend, das ich mittlerweile auch Farmers Conclusion ganz hören kann, ohne es zu skippen Bimmi ist noch mal eine andere Geschichte und Anamorphosée zählt zu meinem oberen Favoriten, so ändern sich Sichtweisen.
farmerprojekt hat geschrieben: 25. Sep 2024, 11:20
Bimmi ist noch mal eine andere Geschichte
Auch wenn Farmer nach Point de Suture scheinbar die Filme/Clips als künstlerisches Werkzeug schleichend verworfen hat (mit punktuellen Ausnahmen, in der Tendenz aber nicht zu leugnen) und sich gleichzeitig zeitlich häufiger auf die Bühne begab, finde ich es faszinierend, wie sehr trotzdem visuelle Erlebnisse immer noch mit reinspielen.
Sextonik fand ich unterirdisch, obgleich es ja dieses wilde Gerücht mit dem nie veröffentlichten Video gibt, aber dann verband sich das Stück einerseits mit dem (Hüstel) Merch-Artikel und schlußendlich mit Avant La Lumière im Stade de France. Ich hab mit Techno und Dancefloor und dem ganzen Gedöhns persönlich SOWAS von garnix am Hut, aber da ist im Innenraum die Lucy abgegangen, als gäb's kein morgen - von einer Sekunde an fing jeder an, rumzuhüpfen wie die Bekloppten. Und seitdem ist das Stück für mich untrennbar mit diesem Blick auf die Menschenmassen um einen rum verbunden und ich kann ihm nicht mehr böse sein...
Na ja, und Bimmi... ist eben Bimmi, bis zu meinem langen langen Tag 2013 im Park vor Bercy, wo täglich ein Trupp junger Russinnen aufmarschiert ist, um zur Unterhaltung von uns stundenlang Wartenden einen Flashmob mit den Tanz-Choreos von 2009 und später aufzuführen, und darunter dann auch noch... Bimmi !!!
Und seither sehe ich bei dem Stück auch immer wieder nur die Russinnen und ihre Begeisterung, und schon kann ich wieder nicht mehr böse auf das Lied sein...
Ich hab's endlich geschafft, seinen Beitrag zu lesen. Respekt für die Länge und den roten Faden nicht zu verlieren .
Ich glaube allen anwesenden ist bewusst, dass du einen im ersten Moment ungewöhnlichen Weg bewusst gewählt hast. Und ich bin mir auch sicher, dass du weißt, dass es trotz allem Eindruck keiner persönlich gemeint hat. Das ist halt das schwere bei Geschriebenem... Man kann einen Satz schnell falsch verstehen.
Wenn ich so zurückdenke, dann ging mein Einstieg in Mylènes Werk definitiv sehr querbeet. Vermutlich sogar noch stärker als in deinem Fall, da ich manche Alben erst nach Jahren als ganzes gehört habe .
Im Endeffekt war es eine sehr gute Diskussion über verschiedene Eindrücke, Erfahrungen, Meinungen und Vorgehensweisen langjährigr Fans und dir als jemand, der neu in das große Ouvre von Mylène einsteigt. Und ich denke das macht das Thema hier aus - andernfalls wäre es ja eine One-Man-Show.
Plus loin plus haut... j’atteins mon astre... Shakira / Mylène / Blog