Nach zwei Ausfällen wegen "Ihr wißt schon warum" fand das 15. Festival NOTP XV nun tatsächlich über die 3 Tage statt, wobei der Veranstalter es ironisch "XV 3.0" genannt hat. Es war nach der langen Pause fast surreal, wieder dort zu sein, als wäre nix passiert, und auch (fast) alle alten Freunde und Bekannte vor und hinter den Kulissen wiederzusehen. Lazuli aus Frankreich haben einmal mehr so abgeliefert und abgeräumt, daß sie merklich selber mit den Tränen kämpften (minutenlange Standing Ovations schon zur Halbzeit ihres Auftritts, als sie mit dem komplett gespielten letzten Studioalbum durch waren), Renaissance fand ich grandios... auch wenn die Vocals von Annie Haslam in ihren kühnen und ungewöhnlichen Bahnen - schon im Original vor 50 Jahren - dem einen oder anderen Freund der "anspruchsvollen Rockmusik" offenbar nicht anspruchslos und eingängig genug waren...

Aber das ist alles gar nicht mein Thema, ich will Euch nämlich die rührende Geschichte eines kleinen Teddybären aus Norwegen erzählen. Der ist ein Riesenfan, mit Hilfe seines Herrchens kommt er jetzt seit fast 20 Jahren auf jedes NOTP, und weil er so klein ist und nichts sehen würde, klettert er immer an einer norwegischen Fahne hoch:

Nur in einem Jahr war er mal nicht da, und das war gar nichts. Gut, die Bands haben gespielt, und das Publikum hat applaudiert, aber ohne den kleinen Bären, der über uns in der Luft schwebt... Nein, das geht gar nicht. Im nächsten Jahr habe ich es ihm auch persönlich gesagt, worauf der Teddybär aber nichts geantwortet und mich nur stumm angesehen hat. Aber sein Herrchen, der die Fahnenstange hält, erklärte mir dann, daß er krank gewesen war und deshalb nicht anreisen konnte.
Irgendwann kam auch noch ein kleiner Kumpel mit, der anfangs sogar noch höher kletterte... (die Flötistin gehörte übrigens zu einer tollen norwegischen Band, The Gentle Knife). Seit der kleine Freund dann gewachsen ist, stecken sie heute in der Mitte der Stange zusammen.

Als wir vor ein paar Jahren ein Foto-Portfolio mit den Konzertfotos der ersten 10 Jahre veröffentlicht haben, brachten wir den kleinen Teddybär aufs Titelbild, was ihn sehr gefreut hat.

Aber einen großen Traum hatte er die ganzen Jahre. Er flog zwar immer auch mal über unseren Köpfen weit über dem Bühnengraben hin und her...

Aber er wäre so gerne auch einmal selbst auf der Bühne gewesen. Doch außer sehnsüchtigen Blicken war ihm das leider nicht möglich, denn er hatte ja keinen Backstage-Pass...

Und jetzt, dieses Wochenende, kam plötzlich und unerwartet seine große Stunde. Die (ebenfalls norwegische) Band Infringement spielte zum Auftakt des Sonntags zur Mittagszeit ihr ziemlich düsteres aktuelles Konzeptalbum, in dem es um mentale und psychische Schrecken in der Seele der Menschen geht, und der Sänger trug dazu eine Zeit lang eine gruselige Maske

Plötzlich stürmte er von der Bühne, kletterte über den Graben und rannte durchs Publikum, gradewegs zum kleinen Teddybär!

Bevor der sich versehen konnte, schnappte er sich die Stange, rannte zur anderen Bühnenseite, kletterte zurück in den Bühnengraben...


Und nach all den vielen Jahren erfüllte sich der Traum des kleinen Bären... er war auf der Bühne und sah die tausende Leute, die ihm schon zu dieser frühen Tageszeit zujubelten!


Und damit hat seine kleine Geschichte, die ja durch die ausgefallenen Festivals fast 20 Jahre gedauert hat, dieses Jahr ihr Happy End gefunden...

