Erzengel hat geschrieben: 13. Okt 2017, 16:00
und kann nur samstags oder sonntags und da ist es in den "deutschen Hallen" einfach unerträglich voll. Bei den internationalen Verlagen ist meist mehr Platz. Tad Williams habe ich mal mutterseelenallein angetroffen und den schötze ich sehr viel mehr als Holbein
Wem sagt Ihr das...

Wobei es an den Fachtagen genau umgekehrt ist, da sind die internationalen Hallen komplett überfüllt, während sie am Besucherwochenende nahezu leer sind, daher klapper ich die auch erst morgen ab. Das eigentliche Problem der Messe ist aber, daß die kleinen Verlage systematisch verschwinden, und die sind der wesentliche Grund, warum ich überhaupt hingehe. Die Präsentationen der Großverlage sind eigentlich schon seit jeher komplett uninteressant und überflüssig, aber irgendwie treibt es da am Wochenende die Menschenmassen hin.
Der (am Ende nur kurze) Auftritt von Brian May war mit Abstand der erste und einzige Promi-Auftritt, den ich in den ganzen vielen Jahren wirklich interessant gefunden hab, wobei der öffentliche Auftritt am Bücherstand im Grunde ein schlechter Witz war - er hatten offenkundig keine Zeit und so war das dann ein reiner Foto-Termin, 10 Minuten wortlos das Buch hochgehalten und dann fluchtartiger Abgang...
Aber am Vormittag gab er eine Pressekonferenz in einer ziemlich kleinen Butze zwischen den Stockwerken in Halle 3, die hatte ich eigentlich zu spät mitbekommen, wir kamen aber doch noch rein. Und da erzählte er eine knappe halbe Stunde über sein Buch. Ich muß gestehen, daß ich vorab keinen Schimmer davon hatte...

Den Titel "Queen in 3-D" hielt ich für irgend so ein virtuelles 3D Gedöhns auf BluRay.
Da hätte ich nicht falscher liegen können...

Er erzählte, daß alles in seiner Kindheit mit einer Schachtel Weetabix (englische Frühstückskekse) begann, in denen Stereoskop-Fotos als Gimmick lagen. Er war total davon fasziniert und fand als kleines Kind schon selber heraus, wie die funktionieren, und dann versuchte er, selbst welche zu machen. Dazu nahm er seine "Mono" Kamera, legte sie auf einen Tisch und machte jeweils zwei Fotos, bei denen er die Kamera ein paar Zentimeter verrutschte. Die Abzüge klebte er dann nebeneinander und legte sie in den Betrachter für die Weetabix-Fotos - und voila!
Seinen Vater ließ er ein Bild von sich auf seinem Kinderfahrrad machen, und das Bild zeigte er uns - das funktioniert(e) wirklich! Von da an war er besessen von 3D-Fotos und kaufte sich später (als er schon bei Queen war) so ein transportables "Steampunk"-Exemplar von analoger Stereo-Kamera, und mit der machte er forthin Fotos von seiner Band in den frühen Jahren, überwiegend Backstage und von ihren nachmittäglichen Ausflügen in die Städte und Parks, wenn Queen auf Tour waren. Und genau diese Bilder sind jetzt in diesem Buch, mit einem Viewer aus Plastik dabei.
Für die Pressekonferenz haben sie uns allerdings richtige HiTech Brillen ausgegeben und die Fotos mit so einem Split-Polarisierer auf die Leinwand geworfen. Allerdings war sein Laserpointer auch polarisiert und so sah man den Lichtpunkt nur mit dem rechten Auge... das ist gar nicht gut für den Focus...
Und ein paar Bilder muß er weiterhin in der Mono-Schiebe-Technik gemacht haben, denn manchmal sind Personen im Hintergrund auch nur auf einem Bild/Auge...
Die Bilder sind vom Motiv her meist eher unspektakulär, einfache Augenblicksfotos von hinter den Kulissen, aber grade deshalb finde ich sie sehr faszinierend. Sein Lieblingsfoto ist ein Bild von Freddie Mercury in der Maske, als er müde/abwesend zur Seite schaut und natürlich nicht wußte, daß er grade fotografiert wird. Unspektakuläres Motiv, aber durch den privaten Charakter aller Aufnahmen unglaublich emotional.
Wie gesagt, die meisten Auftritte/Interviews der großen Autoren auf der Messe waren und sind immer die gleiche Phrasendrescherei wie in jeder Talkshow im Buntfernsehen, aber dieser Vortrag mit der ganzen Hintergrundgeschichte, wie er als kleiner Junge schon besessen von der Technik wurde und sich dann selbst immer besser in der Handhabung gemacht hat, war es wirklich wert. Und man merkt ihm an, daß er heute immer noch begeistert davon ist...