farmerprojekt hat geschrieben: 13. Jul 2021, 17:54
Ich frage mich auch ob man sich satt hören kann , oder ob man raus wächst
Ich kannte mal einen englischen Musiker namens Giles Smith - der war für eine kurze Zeit der Partner eines alten Haudegens aus dem Underground. Seine 15 Minuten Ruhm als Rockstar waren zwar auch nur ungefähr so lange, aber er wurde dann später Journalist für die BBC und schrieb auch ein wunderbares autobiografisches Buch mit dem Titel "Lost in Music".
Darin steht etwas sehr Kluges... er schildert, daß seine Begeisterung als Kind für Glam-Rock von den Erwachsenen mit einer gewissen gönnerhaften Skepsis aufgenommen wurde, so wie die Begeisterung von Kindern, Cowboy und Indianer zu spielen. Ihm wurde vermittelt, daß "Pop/Rock-Musik" so eine Phase wäre, die man als Jugendlicher durchläuft, bevor man dann irgendwann erwachsen wird und sich "ernsthafteren" Dingen widmet.
Er bekennt, das durchaus selbst so akzeptiert zu haben - so wie man auch als Kind schon weiß, daß man wohl nicht sein ganzes restliches Leben im Sandkasten spielen wird... Also fing er insgeheim an, darauf zu warten, daß die Zeit kommt, an der er vielleicht nur noch Klassik oder Jazz hört, oder ganz aufhört, Musik zu hören, zu sammeln, zu Gigs zu gehen. Er wartete, und wartete, und wartete... und irgendwie kam die Zeit gar nicht.
Und dann kam ihm die Erkenntnis, daß diese "Zeit" vermutlich einfach überhaupt nicht kommt, weil es in Wahrheit nämlich genau umgekehrt ist! Die Rockmusik ist gar keine Phase, die die Jugend durchmacht. In Wirklichkeit war eher die
Jugend eine Phase, die die
Rockmusik durchgemacht hatte, und heute hat sie sich davon befreit und ist schon lange erwachsen geworden.
Dieser Gedanke gefällt mir extrem gut und er trifft die Wirklichkeit, so wie ich sie beobachte.